USA sollen Stützpunkt in Pakistan räumen

Islamabad (dpa) - Ein Angriff von Nato-Kampfhubschraubern auf einen pakistanischen Militärposten an der Grenze zu Afghanistan hat die Spannungen zwischen Pakistan und den USA deutlich verschärft.

Bei dem Angriff wurden nach Angaben aus Islamabad 24 pakistanische Soldaten getötet und mindestens 13 weitere Soldaten verwundet. Nachdem Pakistan in einer ersten Reaktion die Grenze zu Afghanistan für den Nato-Nachschub gesperrt hatte, forderte Islamabad die USA am Sonntag auf, einen Luftwaffenstützpunkt zu räumen.

Pakistans Außenministerin Hina Rabbani Khar habe ihrer US-Amtskollegin Hillary Clinton mitgeteilt, der Angriff habe die Fortschritte in der Verbesserung der Beziehungen zwischen Washington und Islamabad „zunichtegemacht“, erklärte ihr Ministerium. Der Angriff habe Pakistans Souveränität verletzt und zeige eine „völlige Geringschätzung von Menschenleben und Völkerrecht“, sagte die Ministerin. Pakistan sei nun gezwungen, die Bedingungen für die Zusammenarbeit mit den USA zu überdenken.

So sollen die US-Streitkräfte die Basis in Shamsi im Südwesten des Landes innerhalb von 15 Tagen räumen. Von dem Stützpunkt starten auch US-Drohnen. Die Nato transportiert etwa 40 Prozent ihres Nachschubs für den Kampf gegen die radikal-islamischen Taliban in Afghanistan über Pakistan.

Am Sonntag fand die Beisetzung der 24 Opfer in Peshawar, der Hauptstadt der Provinz Khyber-Pakhtunkwa, statt. Armeechef Ashfaq Parvez Kayani nahm an der Zeremonie teil.

Entgegen der Darstellung Pakistans soll dem Angriff auf den pakistanischen Militärposten feindliches Feuer von Pakistan aus vorausgegangen sein. „Die internationalen Truppen wurden zuerst von einem Gebiet nahe dem pakistanischen paramilitärischen Posten beschossen“, sagte ein Vertreter des afghanischen Militärs in Kabul. „Daher forderten sie Luftunterstützung an.“

Das Verhältnis zwischen Islamabad und Washington ist seit längerer Zeit angespannt. US-Drohnenangriffe auf angebliche Taliban- Stützpunkte in Pakistan rufen in der Bevölkerung Wut hervor. Die Tötung des Al-Kaida-Chefs Osama bin Laden im Mai in der pakistanischen Stadt Abbottabad durch US-Einheiten verschlechterte das Verhältnis weiter.

Bundesaußenminister Guido Westerwelle sprach seiner pakistanischen Amtskollegin Khar in einem Telefonat seine Bestürzung über den Vorfall aus. Westerwelle habe deutsche Unterstützung bei der Behandlung von Verletzten angeboten, teilte ein Außenamtssprecher mit. Die Bundesregierung gehe davon aus, dass Isaf und Nato alles tun würden, um den bestürzenden Vorfall lückenlos aufzuklären.

Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen bedauerte den Angriff als „tragischen, unbeabsichtigten Zwischenfall.“ Rasmussen versicherte am Sonntag in Brüssel, die Untersuchung des Falls zu unterstützen, und sprach den Familien der getöteten pakistanischen Soldaten sein „tiefstes Beileid“ aus. Die Untersuchung des Falls werde zeigen, was passiert sei. „Wir werden daraus die richtigen Lehren ziehen.“ Rasmussen sicherte Pakistan zu, eine intensive Kooperation im Kampf gegen den Terrorismus fortzusetzen.

In einer gemeinsamen Erklärung sprachen Clinton und US-Verteidigungsminister Leon Panetta angesichts der vielen Toten Pakistan ihr „tiefstes Beileid“ aus. Gleichzeitig unterstützten sie die Absicht der Nato zur sofortigen und vollständigen Aufklärung des Zwischenfalls und sagten enge Zusammenarbeit mit den zuständigen pakistanischen Stellen zu. Panetta und Clinton unterstrichen zudem die Bedeutung der amerikanisch-pakistanischen Partnerschaft.

Die Kampfhubschrauber hätten die Militärposten im Stammesgebiet Mohamad „ohne vorherige Provokation“ angegriffen, sagte ein pakistanischer Armeesprecher. Der betroffene pakistanische Stützpunkt Salala liegt in einem abgelegenen Gebiet, das die radikal-islamischen Taliban als Rückzugsraum nutzen. Nach Angaben aus pakistanischen Sicherheitskreisen sollen Extremisten diese Route zur Infiltration nach Afghanistan nutzen.

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