Obama-Rede erzürnt Opposition

Republikaner werfen Präsidenten Beeinflussung der Jugend vor.

Washington. Kaum ist Barack Obama in der Wählergunst leicht abgesackt, schon nutzt die republikanische Opposition jede Chance, in Medienkampagnen den US-Präsidenten zu diskreditieren.

Der jüngste Streit entzündete sich an einer Rede, die Obama am Dienstag zum Auftakt des neuen Schuljahres hielt. Während der Präsident junge Amerikaner von der Bedeutung einer guten Ausbildung überzeugen wollte, werfen ihm Republikaner vor, Amerikas Nachwuchs "ideologisch indoktrinieren" zu wollen.

Es ist kurz vor 12 Uhr mittags. In der rappelvollen Sporthalle der Wakefield High School im Washingtoner Vorort Arlington warten gut 2.000 Teenager auf den Auftritt ihres "Rockstarpräsidenten".

Über die Lautsprecheranlage wird der Präsident angekündigt, der von den ungeduldigen Gymnasiasten mit Jubelrufen und tosendem Beifall empfangen wird. Obama bedankt sich und referiert dann eine knappe Viertelstunde lang über die Wichtigkeit einer guten Ausbildung.

"Alles, was Ihr in der Schule lernt", so der Präsident, "wird darüber entscheiden, ob wir als Nation in Zukunft unsere größten Herausforderungen bewältigen können." Ohne eine fundierte Ausbildung hätte auch er als Präsident niemals seine Träume erfüllen können.

Schule sei eine unverzichtbare Voraussetzung für eine erfolgreiche Zukunft, so der Tenor der Rede, die einzig und allein den Zweck hat, junge Amerikaner zu Fleiß und harter Arbeit zu animieren.

Anders aber sehen es die Republikaner. Als das Weiße Haus vor einige Tagen bekanntgab, dass der Präsident eine Rede halten würde, die in sämtlichen Schulen live ausgestrahlt werden sollte, gingen Vertreter der Oppositionspartei auf die Barrikaden. Jim Greer etwa, der Vorsitzende der republikanischen Partei in Florida wetterte, dass Obama "unsere Kinder mit seiner sozialistischen Agenda indoktrinieren will". Der konservative Rundfunkmoderator Glenn Beck ließ sich zu der Anschuldigung hinreißen, Obama dokumentiere mit dem Auftritt "seine Verachtung für weiße Menschen".

Im Internet zogen republikanische Blogger über den Präsidenten her, der seine Macht angeblich missbrauche, um junge Menschen zu manipulieren. In konservativeren Teilen des Landes weigerten sich die Schulvorstände, die Ansprache zu übertragen. Die meisten Bezirke hingegen überließen die Entscheidung dem jeweiligen Schuldirektor und erlaubten Familien, die ideologische Einwände hatten, ihre Kinder früher nach Hause schicken zu lassen.

Zwar hatte der Redetext ursprünglich eine Passage enthalten, die Gymnasiasten aufforderte, in einem Aufsatz zu schildern, wie sie "dem Präsidenten in seiner Arbeit helfen können". Durch den öffentlichen Aufschrei aber sahen sich Obamas Berater gezwungen, den Passus umzuschreiben. Schließlich hieß es, dass der Aufsatz beschreiben sollte, wie jeder "seine eigenen Ziele im Leben erreichen kann".

Über den Krieg in Afghanistan, die Konjunkturlage oder die umstrittene Gesundheitsreform wurde aber kein Wort verloren. Alles andere eben als eine politische Rede. Wie Regierungssprecher Robert Gibbs zudem feststellte, haben auch republikanische Präsidenten wie George W. Bush und Ronald Reagan sich direkt an Amerikas Schüler gewendet.

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