Kochs Rezepte für das Konservative

Der frühere hessische Ministerpräsident meldet sich wieder zu Wort. Die Kanzlerin stellte sein neues Werk vor.

Berlin. Eine kleine Spitze erlaubt sich Angela Merkel zu Beginn: Warum er dieses Buch eigentlich geschrieben habe, dazu gebe Roland Koch "schon auf Seite 216 eine Antwort", sagt sie augenzwinkernd. Es blitzt die der Kanzlerin eigene leise Ironie durch, die bei ihr auch ein Kunstgriff ist, sich das Publikum gewogen zu machen. Soll niemand denken, sie sei der Kellner und serviere die Rezepte, die sich der Koch ausgedacht hat.

Politik-Rezepte eben, hier als Anleitung, was es heißt, konservativ zu sein. Für sein Buch hat der 52-Jährige die CDU-Vorsitzende als Laudatorin eingeladen. "Das Buch macht jenen außerordentlich Mut, die das Konservative schätzen", sagt Merkel, die viele lobende Worte für das Werk findet. Dennoch fragt sie sich auch: Warum wird in der CDU eigentlich so viel über das Konservative gesprochen, aber so wenig gestritten darüber, was christlich-soziale und was liberale Politik ist?

Verbindlichkeit und Gelassenheit seien konservative Werte, habe sie von Koch jetzt gelernt. Da müsse sie doch feststellen, dass sie auch konservativ sei: "Ich sage immer: ,In der Ruhe liegt die Kraft.’" Und sie stimme auch mit dem Autor überein, dass Ehe und Familie ein wichtiges Fundament der Gesellschaft seien und zur Stabilität beitrügen.

Ein kostenloses Frühstück für Schulkinder lehne sie deshalb ebenso wie er ab. Gleichwohl fragt Merkel, was mit den Kindern geschehen solle, die von ihren Eltern nicht den morgendlichen Kakao bekämen. "Darüber müssen wir sprechen."

Auf besagter Seite 216 hat Koch geschrieben, dass er nach seinem Rückzug aus der Politik endlich einmal ausführlich zu der Frage Stellung nehmen wollte, was den konservativen Kern der CDU ausmacht. Der frühere hessische Ministerpräsident fühlt sich ausdrücklich in der Partei Konrad Adenauers und Helmut Kohls beheimatet, denn für ihn sind das liberale und das christlich-soziale Element notwendige Korrektive des Konservativen. Der grundsätzliche Unterschied zwischen der linken und der konservativen Weltsicht bestehe darin, dass Linke alles am Maßstab des Vollkommenen mäßen, während sich Konservative am Bestehenden orientierten.

Koch will den Konservativen einen "intellektuellen Überbau" geben, damit sie mit mehr "Selbstgewissheit" die politischen Debatten bestreiten können.

Das längste Kapitel des Buches ist dem Thema "Patriotismus" gewidmet, den Koch vom "Nationalstolz" abgrenzt. Er beschreibt, was für ihn Liebe zur Heimat umfasst, mahnt aber auch alle Mitstreiter, sie dürften sich niemals zum Motor des Stillstands machen.

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