Meinung : Angela Merkel gelingt ein Kabinettstück
Würde Angela Merkel ihre innerparteilichen Widersacher ignorieren oder in die Regierungsdisziplin einbinden? Das war die Gretchenfrage, die über den Personalentscheidungen der Kanzlerin schwebte. Merkel hat sich für Letzteres entschieden. Das zeigt erstens, dass sie immer noch ganz die Pragmatikerin ist.
Das belegt zweitens aber auch ihre längst nicht mehr so unerschütterliche Position als Frontfrau von CDU und Bundesregierung.
Vordem hat Merkel ihre Kritiker jedenfalls immer kalt gestellt. Paradebeispiel dafür ist der einstige Quertreiber Friedrich Merz. Doch mittlerweile ist das innerparteiliche Rumoren über den Verlust des konservativen Profils der CDU so vernehmlich geworden, dass sich Merkel diesem Druck schlicht beugen musste. Die letzte Phase ihrer politischen Ära ist damit endgültig eingeläutet. Gleichzeitig bekommt die CDU jetzt aber auch die Chance für einen Aufbruch, für einen personellen Neuanfang.
Schon mit Annegret Kramp-Karrenbauer als neue CDU-Generalsekretärin hatte Merkel einen Überraschungscoup gelandet. Mit Jens Spahn erfährt diese Geschichte nun eine Neuauflage. Und zwar in mehrfacher Hinsicht. Spahn ist nicht nur angetreten, der CDU wieder scharfe Ecken und Kanten zu verleihen. Er steht auch für den Generationswechsel in der Partei. Als Merkel erstmals in ein Bundeskabinett eintrat, war sie 36 Jahre alt. Derzeit ist Hermann Gröhe der jüngste amtierende CDU-Minister - mit 57!