Schulterschluss gegen Atomkraft

Protestler wollen sich nicht von Grünen vereinnahmen lassen.

Gorleben. Mit Turnschuhen und Stiefeln kamen die grünen Spitzenpolitiker zu ihrem Treffen mitten im Wald - nur wenige Meter vom Salzstock Gorleben, dem möglichen Atomendlager, entfernt. In einem kleinen Theaterzelt kündigten sie energischen Widerstand gegen den schwarz-gelben Atomkurs an: Im Parlament, juristisch und auf der Straße. Der Protest im November, wenn Castor-Behälter mit Atommüll nach Gorleben rollen sollen, werde größer als je zuvor, sagte Grünen-Chefin Claudia Roth.

Die Parteispitze und die Bundestagsfraktion kamen zu einer Sondersitzung in Gorleben zusammen, dem kleinen Nest in Niedersachsen, das als eine Wiege der Anti-Atom-Bewegung gilt. Dort protestieren die Bürger seit 30 Jahren gegen das Atomendlager-Projekt im Salzbergwerk.

Die Grünen sehen aber gerade jetzt die Chance, einen breiten gesellschaftlichen Schulterschluss gegen die Atomkraft für einen Gorleben-Aufstand zu schmieden. Die CDU/FDP-Regierung will längere Laufzeiten von Atomkraftwerken beschließen und setzt bei der Suche nach einem Endlager nur auf Gorleben, ohne andere Standorte zu prüfen.

Viele Anti-Atom-Initiativen waren zu der Tagung der Grünen - beinahe eine Art Betriebsausflug mit Zeltlager-Atmosphäre - nach Gorleben gekommen. Aber auch Kirchen und Gewerkschaften sowie die Branche der erneuerbaren Energien kritisieren die schwarz-gelbe Atompolitik.

Vereinnahmen lassen sich die Organisationen von den Grünen allerdings nicht gern. "Die Grünen sind nicht das Sprachrohr der Anti-Atom-Bewegung, sondern nur ein Teil davon", sagte Jochen Stay von der Organisation "Ausgestrahlt."

Vielen Atomkraftgegnern ging der 2000 beschlossene Ausstieg aus der Atomkraft einfach nicht schnell genug. "Und die Grünen haben es in ihrer Regierungszeit nicht geschafft, den Standort Gorleben zu kippen", sagte Stay.

In zwei Wochen sollen in dem Bergwerk die Arbeiten wieder losgehen. CDU und FDP sprechen von einer ergebnisoffenen Erkundung, bei der die Eignung des Salzstocks als ein Endlager für hoch radioaktiven Atommüll überprüft wird.

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