Politik : SPD verkündet ihre Minister-Riege - Drei neue Gesichter am Kabinettstisch
Berlin. Das politische Puzzle ist komplett. Nach der Union hat am Freitag auch die SPD ihre Minister für die künftige Bundesregierung offiziell benannt. Drei Frauen und drei Männer schicken die Genossen an den Kabinettstisch.
Drei davon sind dort neu und zwei bislang sogar ohne bundespolitische Erfahrung.
Pünktlich um 10 Uhr betraten Fraktionschefin Andrea Nahles und der kommissarische Vorsitzende Olaf Scholz am Freitag die Bühne im Berliner Willy-Brandt-Haus, um zu verkünden, was in den Tagen zuvor schon weitgehend durchgesickert war. Die einleitende Bemerkung von Scholz („Willkommen zur Vorstellung“) klang dann auch eher wie Ironie. Nach und nach spazierten schließlich die Auserwählten aufs Podium. Erst die Frauen, dann die Männer. Jedes Mal bedacht mit Lobpreisungen von Nahles und Scholz. Auch, als Nahles Scholz als Finanzminister und Vizekanzler „vorstellte“. Dabei stand gerade diese Personalie schon länger fest. Scholz (59) war bereits SPD-Generalsekretär, Bundesarbeitsminister und zuletzt Bürgermeister von Hamburg.
Der Wechsel von Heiko Maas aus dem Justizressort ins Außenamt zählte ebenfalls zu den frühzeitigen Gewissheiten. Als Fachmann für Internationales ist der 51-jährige Saarländer zwar noch nicht in Erscheinung getreten. Für Nahles ist aber allein schon seine Herkunft ein Qualitätsnachweis: Man müsse keinem Saarländer erklären, was Europa politisch bedeute, meinte sie mit Blick auf die geographische Lage des kleinsten deutschen Flächenlandes.
Dass Katarina Barley im Kabinett bleiben würde, galt ebenfalls als ausgemacht. Nur über ihre konkrete Verwendung wurde bis zuletzt gerätselt. Nun ist klar: Aus der bisherigen Familienministerin wird die künftige Justizministerin. Zuvor war die 49-jährige Rheinland-Pfälzerin auch schon einmal SPD-Generalsekretärin. Als promovierte Rechtswissenschaftlerin bringe sie das mit, was man für das neue Ministeramt brauche, erklärte Scholz.
Schon zur Wochenmitte hatten sich die Anzeichen verdichtet, dass die bisherige Bürgermeisterin des Berliner Problembezirks Neukölln, Franziska Giffey (39), Barleys Nachfolgerin als Familienministerin werden würde. Als junges Gesicht ist sie obendrein mit dem Vorteil der ostdeutschen Geburt ausgestattet. Giffey stammt aus Frankfurt/Oder, was umso stärker wiegt, als die Union auf die Benennung einer Persönlichkeit aus den neuen Ländern für einen Ministerjob verzichtet hatte.
Auf den Chefsessel des Arbeitsministeriums sitzt künftig Hubertus Heil. Für den 45-jährigen Niedersachsen ist die Berufung eine späte Genugtuung. Gehört er dem Bundestag doch schon 20 Jahre lang an. Zwei Mal war er Generalsekretär der Partei, von 2005 bis 2009 unter Franz Müntefering, und zuletzt im vergangen Jahr, als Martin Schulz kurzfristig Ersatz brauchte. Der Bildungs- und Wirtschaftsexperte war schon lange reif für ein Ministeramt, doch passte es irgendwie immer nie. Anfang 2017, als Sigmar Gabriel das Wirtschaftsministerium frei machte, wurde ihm Brigitte Zypries vorgezogen. Und seine Hoffnungen auf das Bildungsministerium zerschlugen sich, weil das Ressort an die CDU fiel. Heil nahm das immer klaglos hin und blieb loyal. Er hatte sich auch jetzt wieder als stellvertretender Fraktionsvorsitzender in die zweite Reihe gestellt.