Franziska Giffey: Von Fürstenwalde über Neukölln nach ganz oben
Mit Franziska Giffey rückt eine junge, pragmatische Ostdeutsche ins neue Bundeskabinett.
„Unsere Kollegen der Direktion 5 krempeln heute #Neukölln um". Polizeitweets wie diesen liest man in Berlin öfter, seit Franziska Giffey Bürgermeisterin des berüchtigten Stadtbezirks ist. Kriminelle arabische Clans, Autoraser, Drogenhandel, wilde Müllentsorgung am Straßenrand - die Bezeichnung Problembezirk ist noch geschmeichelt.
Franziska Giffey ist trotz ihrer erst 39 Jahre für die Bundes-SPD eine ziemlich ideale Antwort auf ziemlich viele Image-Probleme der Partei. Auch als neue Familienministerin. Mit mangelnder Kenntnis der sozialen Wirklichkeit muss man ihr wahrlich nicht kommen. Weil sie gleich zu Beginn ihrer Amtszeit vor drei Jahren eine Art Null-Toleranz-Politik gegenüber Regelverstößen angekündigt hat, kann sie aber auch jene Wählerschichten ansprechen, die zur AfD abzuwandern drohen. Dass sie „Müll-Sheriffs“ einführte, kam im Bezirk ebenso gut an, wie ihr Rechtsstreit mit einer Referentin, die im Rathaus bei Bürgerkontakten das Kopftuch nicht abnehmen wollte.
Giffey ähnelt ihrem Vorgänger und Förderer, dem legendären Heinz Buschkowsky (SPD), der ebenfalls ein Kümmerer und Klartextredner war. Ins Ausländerfeindliche ist sie dabei bisher nie abgerutscht. Im Gegenteil, sie möchte die Integration der Menschen voranbringen und Ghettos verhindern. Sie ist nicht links, nicht rechts, sondern folgt einem gesunden Menschenverstand.