„In Mitte der Gesellschaft“ : Forscher beklagen zunehmenden Antisemitismus im Osten
Potsdam (dpa) - Forscher beklagen einen zunehmenden Antisemitismus im Osten Deutschlands. „Wir sind alle irritiert über die Zunahme antisemitischer Vorfälle“, sagte der Direktor des Moses Mendelssohn Zentrums für europäisch-jüdische Studien, Julius Schoeps, nach einem Workshop in Potsdam.
An dem Treffen hatten 40 Experten teilgenommen, darunter waren auch Vertreter von jüdischen Gemeinden und von den Ländern. Organisiert worden war das Treffen vom Zentrum und der F.C. Flick Stiftung gegen Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Intoleranz. Auch das Bundesfamilienministerium war einbezogen worden.
Schoeps forderte die Berufung von Antisemitismusbeauftragten in allen Bundesländern. Bisher fehlten in dieser Frage die Ansprechpartner. Der Bundestag hatte im Januar die Bundesregierung aufgefordert, einen Antisemitismusbeauftragten auf Bundesebene zu berufen. Darüber hinaus seien aber auch Beauftragte in den Ländern wichtig, sagte Schoeps.
Die frühere Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, sprach sich ebenfalls dafür aus. „Ich halte das leider für eine notwendige Maßnahme“, sagte sie dem „Handelsblatt“ (Samstag). Die Vergangenheit habe gezeigt, dass der Kampf gegen Antisemitismus nicht entschieden und systematisch genug geführt worden sei. „Jetzt zeigt sich aggressiver Antisemitismus von rechts, links, aus der Mitte und seitens hier lebender Muslime immer offener und ungenierter“, sagte Knobloch.