Harmonie und Frohsinn bei der Kanzlerwahl

Angela Merkel muss zwar auch mit Gegenstimmen aus dem eigenen Lager leben — doch das trübt die Stimmung nicht.

Berlin. Angela Merkel läuft aufgekratzt durch den Bundestag. Begrüßt hier, herzt da. Das Lächeln will nicht aus ihrem Gesicht weichen. Die Wahl zur Kanzlerin — das ist eben auch beim dritten Mal noch etwas Besonderes.

Die Fröhlichkeit leidet auch nicht, als bekanntgegeben wird, dass 42 Stimmen aus dem Lager der Koalition fehlen. Das ist nur ein kleiner Dämpfer, sagen sie hinterher in der CDU. Zeichen dafür, dass die große Koalition eben nicht von allen in der SPD gewollt war. Vielleicht auch die Quittung einiger Enttäuschter aus der Union, die keinen Posten abbekommen haben, sagen sie hinterher in der SPD. Wahrscheinlich ist es beides.

Angela Merkel nickt Sigmar Gabriel beruhigend zu, als die Zahlen verlesen werden. Schon in Ordnung, heißt das. 2005, bei der früheren Auflage der großen Koalition, hatten die Partner noch mehr Gegenstimmen.

Ronald Pofalla war sicher nicht unter den Abweichlern, obwohl für den Ex-Kanzleramtschef ja kein adäquates Ministeramt abgefallen war. Er umarmt die Kanzlerin bei seiner Gratulation jedenfalls so innig, dass es fast rührend ist.

Überhaupt ist es erstaunlich, wie sehr Union und SPD jetzt mental umgestellt haben von Konfrontation auf Zusammenarbeit. Oben auf der Tribüne sitzen einträchtig nebeneinander Merkels Mutter Herlind Kasner (85), zwei enge Mitarbeiterinnen Merkels, die beiden neuen Minister von der SPD Heiko Maas und Manuela Schwesig und — Guido Westerwelle.

Der FDP-Mann, der an diesem Tag seinen Job als Außenminister verliert, ist der einzige liberale Amtsträger, der der Zeremonie beiwohnt. Aufrecht bis zuletzt.

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