Energie: Vier Große beherrschen den Strommarkt

RWE, Eon, EnBW und Vattenfall stehen für 80 Prozent der Erzeugung. Kritiker sehen darin eine Behinderung des Wettbewerbs.

Berlin. Vorbei die Zeiten, als Verbrauchern in Sachen Energie nur der sorglose Spruch "Bei mir kommt der Strom aus der Steckdose" einfiel. Viele Haushalte stöhnen nun über hohe Abrechnungen. Experten glauben, dass Strom sogar noch teurer wird.

Der Staat hält mit Steuern und Abgaben die Hand auf und kassiert unterm Strich etwa 40 Prozent des Endpreises von rund 20 Cent je Kilowattstunde Strom, den ein Durchschnittshaushalt bezahlt. Neben kurzfristigen Preisen an der Leipziger Strombörse wirken in der Branche zudem langfristige Termingeschäfte, weil Anbieter Strom im Voraus für bis zu drei Jahre einkaufen.

Eine wichtige Rolle spielt, welche Kraftwerke zu welchen Kosten wann Strom ins Netz einspeisen. Dazu kommen die Ausgaben für den Transport durch die Leitungen (Netzentgelt). Zertifikate, die an der Börse gehandelt und von der Industrie je nach Ausstoß des Klimakillers CO2 zugekauft werden müssen, können ebenfalls den Preis treiben.

In diesem Jahr haben sich besonders viele Hauseigentümer oder Landwirte noch eine Photovoltaik-Anlage aufs Dach oder die Scheune bauen lassen - rechtzeitig vor den seit Juli geltenden Kürzungen bei der Ökostrom-Förderung. Das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung und die Verbraucherzentralen rechnen in den nächsten Jahren mit höheren Preisen, weil eben die Zuschüsse für den Sonnenstrom (EEG-Umlage) alle Kunden über ihre Stromrechnung bezahlen müssen.

Die Stromindustrie verweist darauf, dass es in Deutschland mit rund 1100 Anbietern eine Vielfalt wie nirgendwo sonst in Europa gebe. Auch seien die Unternehmen verbraucherfreundlicher geworden und böten verschiedene Tarife an. Der Anbieterwechsel sei in Schwung gekommen, der Wettbewerb funktioniere.

Die Bürger hätten von der Ende der 90er Jahre begonnenen Liberalisierung des Strommarktes bisher eher wenig gespürt, schimpfen Politiker und Experten. Die großen Vier Eon, RWE, EnBW und Vattenfall, die für über 80Prozent der Stromerzeugung stehen, lähmten den Markt.

Das Kartellrecht ist verschärft worden, um den Konzernen bei den Preisen auf die Finger zu klopfen. Druck macht auch die EU-Kommission. Die Brüsseler Wettbewerbshüter haben den Unternehmen schon einige Zugeständnisse abgerungen. Eon und Vattenfall haben ihre Hochspannungsnetze verkauft. Pläne für eine Zerschlagung der Konzerne - also Trennung von Erzeugung und Transport - scheiterten aber am Widerstand großer EU-Länder, darunter auch Deutschland.

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