Bekommt Berlin eine grüne Bürgermeisterin?

Analyse: Aktuelle Umfragen sehen Renate Künast vor dem SPD-Politiker Klaus Wowereit.

Berlin. Neben Kanzlerin Angela Merkel könnte möglicherweise in der Zukunft eine zweite Frau in der Bundeshauptstadt regieren. Einer aktuellen Forsa-Umfrage zufolge ist Renate Künast (Grüne) unter den Berlinern beliebter als der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD), und die Parteien beider Politiker liegen gleichauf bei 27 Prozent.

Die kürzlich veröffentliche Umfrage hat in der Hauptstadt viel Aufsehen erregt - jedoch hat sich Künast bislang noch gar nicht dazu erklärt, ob sie bei den Abgeordnetenhauswahlen im Herbst 2011 überhaupt antreten will. Sollte Künast es wagen, dann könnte sie vielleicht davon profitieren, dass der Stern von Wowereit in der Hauptstadt zuletzt etwas gesunken ist.

Kritik gab es etwa an seiner Reaktion auf die S-Bahn-Krise, in der er nicht hart durchgriff, sondern auf Treffen mit Bahnchef Rüdiger Grube und Verhandlungen setzte. Auch sein mangelndes Verständnis für die Sorgen der Hauptstädter beim Schneechaos werden ihm angelastet. Der Bürgermeister hatte die Klagen über vereiste Gehwege mit einem Hinweis auf die ungleich größeren Nöte der Menschen in Haiti nach dem Erdbeben abgetan.

Zwar will Wowereit seine Bürgernähe jetzt zeigen und tourt seit einigen Wochen durch die Stadt, besuchte die Homosexuellen-Parade Christopher Street Day oder Sommerfeste in den Stadtteilen. Aber er wird sich anstrengen müssen, sein Image als Partylöwe mit Hang zum Luxus abzulegen. Der SPD-Politiker ist seit mehr als neun Jahren im Amt, die meisten Wähler haben sich ihre Meinung über den Regierenden Bürgermeister längst gebildet.

Auch Künast kennen die Berliner. Die 54-jährige Rechtsanwältin war von 1985 an 15 Jahre lang fast durchgängig für die Grünen im Abgeordnetenhaus, lange Zeit als Fraktionsvorsitzende. 2001 wurde sie dann von Kanzler Gerhard Schröder (SPD) als Verbraucherschutzministerin ins rot-grüne Kabinett geholt.

Als Ministerin setzte sie sich für die Rechte der Verbraucher, die ökologische Landwirtschaft und den Tierschutz ein. Derzeit ist sie Fraktionschefin der Grünen im Bundestag. Künast gilt bei ihren Anhängern als durchsetzungsfähig und geradlinig. Dazu passt, dass sie bisher Stillschweigen darüber bewahrt, ob sie gegen Wowereit ins Rennen ziehen will.

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