Friedensgespräche Moskau und Kiew einigen sich auf humanitäre Korridore in Ukraine

Kiew/Moskau · In einer zweiten Verhandlungsrunde haben Russland und die Ukraine einen Schritt aufeinander zugetan. Die Flucht für Menschen in der Ukraine soll erleichtert werden.

Moskau und Kiew einigen sich auf humanitäre Korridore in Ukraine
Foto: dpa/Maxim Guchek

In einer zweiten Verhandlungsrunde haben sich Russland und die Ukraine auf die Schaffung humanitärer Korridore in besonders umkämpften Gebieten der Ukraine verständigt. Das sagten Vertreter beider Seiten am Donnerstag nach dem Treffen. Es solle bald eine dritte Verhandlungsrunde geben.

Der ukrainische Präsidentenberater Mychajlo Podoljak betonte zugleich, dass bei dem Treffen im belarussisch-polnischen Grenzgebiet einige erhoffte Ergebnisse nicht erreicht worden seien. Der russische Delegationsleiter Wladimir Medinski sprach von einer „möglichen vorübergehenden Einstellung der Feindseligkeiten“ in den entsprechenden Gebieten für den Zeitraum der Evakuierung.

Podoljak sagte, die „humanitären Korridore“ sollten auch genutzt werden, um die Bevölkerung mit Lebensmitteln und Medikamenten zu versorgen. Eine flächendeckende Waffenruhe ist offenbar nicht geplant. „Das heißt, nicht überall, aber an den Orten, an denen es diese humanitären Korridore geben wird, wird es möglicherweise für die Dauer der Durchführung dieser Operation eine Feuerpause geben“, sagte Podoljak.

Zunächst war nicht klar, um welche Gebiete es sich handeln soll. Derzeit wird in mehreren Regionen erbittert gekämpft, die heftigsten Gefechte werden nordwestlich der Hauptstadt Kiew gemeldet sowie nahe der ostukrainischen Millionenstadt Charkiw und der Hafenstadt Mariupol im Süden.

Podoljak zeigte sich mit dem Gesprächsverlauf aber grundsätzlich unzufrieden. „Zu unserem großen Bedauern haben wir nicht die Ergebnisse erreicht, auf die wir gehofft hatten“, sagte er. „Wir haben vereinbart, die Verhandlungen in allernächster Zeit fortzusetzen.“

Das belarussische Staatsfernsehen zeigte am Nachmittag Aufnahmen, wie die beiden Delegationen an einem Tisch Platz nahmen. Die Vertreter der Ukraine und von Russland schüttelten sich die Hände. Das Treffen findet im Westen des Nachbarlandes Belarus statt.

Ursprünglich war mit der zweiten Runde der Gespräche bereits am Mittwochabend gerechnet worden. Zuvor hatten beide Seiten ihre Bereitschaft für ein neues Treffen bestätigt.

Russlands Präsident Wladimir Putin hatte erst am Nachmittag in einem Telefonat mit seinem französischen Kollegen Emmanuel Macron die Forderungen seines Landes bekräftigt. Zuvorderst gehe es um die Demilitarisierung der Ukraine und deren neutralen Status.

Zugleich drohte der Kreml: „Versuche, Zeit zu gewinnen, indem die Verhandlungen in die Länge gezogen werden, führen nur zu zusätzlichen Forderungen an Kiew in unserer Verhandlungsposition.“

Russland hatte auf Befehl von Putin vor einer Woche den Angriff aufs Nachbarland Ukraine begonnen. Die russische Delegation wird von Präsidentenberater Wladimir Medinski geleitet, die ukrainische von David Arachamija, dem Chef der Regierungspartei von Präsident Wolodymyr Selenskyj. Während die russischen Vertreter Anzüge trugen, erschienen die Ukrainer in olivgrünen Militärpullovern. Arachamija trug eine Kappe.

(dpa)
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