Eurovision Song Contest Was ist mit Madonna los? Star erntet viel Spott nach ESC-Auftritt

Tel Aviv · Ärger für Madonna: Nach ihrem holprigen Auftritt beim Eurovision Song ergießt sich im Netz eine Welle von Häme über den Star. Zudem reagierten die Ausrichter wenig erfreut über ihr nicht abgesprochenes politisches Statement auf der Bühne.

 Madonna  während ihres Auftritts beim ESC.

Madonna während ihres Auftritts beim ESC.

Foto: AFP/ORIT PNINI

Megastar Madonna betritt die Bühne des Eurovision Song Contest mit schwarzer Augenklappe, gekleidet in eine Art Piratengewand und Umhang. Begleitet von einem gregorianischem Chor stimmt der Weltstar seinen 1980er-Jahre-Hit „Like a Prayer“ an. Doch die Stimme ist dünn - und die Töne sind nicht selten schief. So hatte sich die 60-jährige Sängerin ihr gut bezahltes Mini-Konzert beim ESC in Tel Aviv vermutlich nicht vorgestellt. Nun ist ihr nicht nur der Spott enttäuschter Zuschauer sicher - es gibt auch Ärger um Politik.

Madonna steht zu ihrem ESC-Auftritt

Denn ein Tänzer in Madonnas Show trägt eine israelische, eine Tänzerin eine palästinensische Flagge auf dem Rücken. Das ist wohl gedacht als Aufruf zu einer Friedenslösung beider Seiten - wird aber in Israel in sozialen Netzwerken als naiv und bevormundend kritisiert. Madonna steht zu ihrem Auftritt: „Ich bin dankbar für die Gelegenheit, die Botschaft von Frieden und Einheit in die Welt senden zu können“, twittert die Sängerin trotzig am Sonntag. Die Europäische Rundfunkunion, die den ESC international organisiert, ist da weniger froh: „Dieses Element der Show war nicht Teil der Proben, die von der EBU und dem israelischen Ausrichter genehmigt worden waren. Der ESC ist unpolitisch.“ Das habe man Madonna auch im Vorfeld klargemacht.

Dies und eine ähnliche Flaggen-Aktion der isländischen Band Hatari stehlen dem Niederländer Laurence Duncan, der mit seiner melancholischen Liebesballade „Arcade“ den Sieg davonträgt, fast die Show. Das deutsche Duo S!sters landet am Ende auf dem drittletzten Platz - gedemütigt durch null Punkte von den Zuschauern. „Es tut mir leid“, versucht Moderatorin Bar Refaeli da noch zu trösten.

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Foto: dpa/Antti Aimo-Koivisto

Israel wollte den ersten Eurovision Song Contest in Tel Aviv eigentlich als Werbung für den weltoffenen Lebensstil in der quirligen Küstenmetropole nutzen. Der Konflikt mit den Palästinensern, der wenig zuvor mit Raketenhagel aus dem Gazastreifen wieder heftig eskaliert war, sollte ausgeblendet werden.

Doch dann wird die Palästinenserflagge demonstrativ nicht nur ein Mal, sondern gleich zwei Mal in die Show geschmuggelt. Beim ESC, dessen Ziel die Annäherung zwischen verschiedenen Ländern ist, sind politische Botschaften strikt tabu. Die Europäische Rundfunkunion als Veranstalter erwägt Schritte, zumindest Islands Verstoß zu ahnden.

Die palästinensische Organisation PACBI, die sich für akademischen und kulturellen Boykott Israels einsetzt, reagiert unzufrieden auf die Gesten der Solidarität. Die Künstler hätten sich mit ihren Acts trotz allem als „Feigenblätter“ Israels missbrauchen lassen.

Die Kosten von mehr als einer Million Euro für Madonnas Auftritt hat der israelisch-kanadische Geschäftsmann Sylvan Adams übernommen. Ob er die Investition jetzt bereut? Das Echo von Fans und Experten in den sozialen Netzwerk ist jedenfallls überwiegend vernichtend.

Twitter-Nutzer verspotten Madonna

Twitter-Nutzer Dan of York verspottet Madonna als „einäugigen, unmusikalischen Drag Queen-Robocop“. „Ich hau mich weg, 0 Punkte für Deutschland but well wenigstens waren wir besser als Madonna“, schreibt Anna Laura Kossack. Viele kritisieren, Madonna habe müde gewirkt und es sei ihr auch bei ihrem 30 Jahre alten Hit „Like A Prayer“ oft nicht gelungen, die Töne richtig zu treffen. In Israel fragen manche höhnisch, ob die schwarze Augenklappe von „Madame X“ als Hommage an den legendären israelischen General und Verteidigungsminister Mosche Dajan gedacht war.

Das Highlight ist die begeisterte Reaktion des Niederländers auf seinen Sieg. Der bärtige 25-Jährige ist sichtbar überwältigt, obwohl er schon seit Wochen als Favorit gehandelt worden war. Laurence Duncan hebt die Trophäe, ein gläsernes Mikrofon, hoch über seinen Kopf und ruft: „Dies ist großen Träumen gewidmet - und der Musik, die immer zuerst kommt!“ Zuletzt hatte sein Land 1975 den Titel erobert.

Der offen bisexuelle Niederländer plädiert in seiner Siegesrede dafür, andere anzunehmen. „Bleib dem treu, was du liebst, auch wenn du eine andere Sexualität hast“, sagt er. „Akzeptiert Menschen und liebt euch gegenseitig für das, was ihr seid, anstatt zu urteilen.“

(dpa)
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