Sommerzeit Wie in Wuppertal die Uhren umgestellt werden

Nur eine Kirchenuhr muss mechanisch bedient werden. Probleme haben vor allem Tiere im Zoo und in der Landwirtschaft.

 Foto: dpa

Foto: dpa

Foto: dpa/Daniel Naupold

Am vergangenen Dienstag hat das Europäische Parlament beschlossen, die Sommerzeit abzuschaffen. Da der Beschluss aber voraussichtlich erst 2021 umgesetzt wird, müssen Langschläfer am kommenden Sonntag, 31. März, noch mal leiden: die Uhren werden zur Sommerzeit um eine Stunde vorgestellt. Aber nicht nur Langschläfer, sondern viele Menschen beklagen die Umstellung. Umstritten bleibt, ob die Umstellung die Gesundheit schädigende Folgen hat.

„Im Wuppertaler Zoo sind es vor allem die Affen, die nach der Zeitumstellung in den Seilen hängen“ sagt Andreas Haeser-Kalthoff, Diplom-Biologe und Pressesprecher des Zoos. Wenn die Pfleger künftig eine Stunde früher das Licht anmachen, reiben sich die Menschenaffen schon die Augen. „Denen geht es wie den Menschen“, sagt Haeser-Kalthoff. Das sei aber nicht schlimm, denn die Affen müssten ja nicht arbeiten. Da es dann auch morgens früher heller werde, ist die Umstellung kein großes Problem.

Die meisten anderen Tiere des Zoos bekommen von der Zeitumstellung nichts mit. Feste Fütterungszeiten gibt es nicht, Pflanzenfresser haben den ganzen Tag etwas zu fressen. Auch die großen Raubtiere fressen nicht zu bestimmten Zeiten. „Tiger und Löwen füttern wir seit etwa drei Jahren zu immer anderen Zeiten, damit sich keine Routine einschleicht“, sagt Haeser-Kalthoff.

Die Kühe sind an feste Zeiten
für das Melken gewöhnt

Im Betrieb von Landwirt Bernd Steinmann bereitet man sich auf die Sommerzeit vor. „Die Zeitumstellung ist eine Riesenumstellung für die Kühe“, sagt Antje Steinmann, die den Hof seit 40 Jahren mit ihrem Mann führt. Die mehr als 200 Kühe seien an den Tagesablauf gewöhnt. Sie werden täglich um 7 und um 17 Uhr gemolken. „In den Wochen vor der Zeitumstellung versuchen wir, die Tiere sanft an die neue Melkzeit zu gewöhnen“, sagt Steinmann. Dazu werden die Tiere jeden Tag etwas früher gemolken.

An anderer Stelle läuft die Zeitumstellung fast geräuschlos. Die 22 öffentlich ablesbaren Großuhren in Wuppertal werden per Funk umgestellt. Die Uhr des Glockenspiels am Uhrenmuseum Abeler sieht zwar historisch aus, läuft aber auch per Funk – seit den 90er Jahren. „Die einzigen Uhren, die wir umstellen müssen, sind die mechanischen Uhren im Geschäft“, sagt Henrik Abeler.

Nur die Hauptkirche in Sonnborn hat eine mechanische Uhr

Selbst die Kirchturmuhren gehen mit der Zeit: sie werden funkgesteuert und damit auch automatisch umgestellt. Die evangelische Hauptkirche in Sonnborn ist die einzige in Wuppertal, die eine Uhr hat, deren Uhrwerk mechanisch mit Gewichten und Pendeln läuft. Die Kirchturmuhr muss manuell gewartet und umgestellt werden. Um sie auf Sommerzeit umzustellen, hat sich der Küster einen Trick einfallen lassen. „Ich stoppe die Uhr abends um 21 Uhr und schalte sie am nächsten Morgen um 9 Uhr wieder ein“, sagt Hans Georg Mai, der bis 2018 als Küster der Gemeinde tätig war. Das sei einfacher und genauer, als die Uhr minutenweise vorwärts laufen zu lassen. Die katholische Kirche in Wuppertal hat nach Angaben der Rendantur keine Kirchturmuhren.

Über die Sommerzeit freuen werden sich wohl nur Schichtarbeiter in Krankenhäusern und Fabriken. Ihr Dienst verkürzt sich um eine Stunde. Bäcker, die mitten in der Nacht aufstehen müssen, haben Pech. Sie müssen früher als sonst damit beginnen, die Sonntagsbrötchen zu backen.

Die Wuppertaler Stadtwerke weisen Nachtschwärmer darauf hin, dass eine Runde der Busse, die nachts fahren, entfällt. Die Linien NE 1 – 7 nehmen ihre erste Fahrt ab Wuppertal Hauptbahnhof am Sonntag um 1.11 Uhr nach der Winterzeit auf. Die letzte Runde beginnt um 4.11 Uhr nach der Sommerzeit. Der NachtExpress 15 startet am Sonntag um 0.40 Uhr ab Wuppertal Hauptbahnhof nach Winterzeit und nimmt seine letzte Fahrt um 3.10 Uhr nach Sommerzeit auf.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort