Wuppertal Wandmotive sind Hingucker im Stadtbild

An vielen Stellen in der Stadt gibt es lebensgroße Mosaike an Wohnhäusern zu sehen. Nicht alle sind in einem guten Zustand.

Wuppertal. Wer aufmerksam durch Wuppertaler Straßen geht, den Blick erhoben, nicht gesenkt, der wird die „Kunst am Bau“ bald entdecken. Da gibt es dutzende Fassaden, die mit überlebensgroßen Bildern verziert sind. Vor allem an Wohnhäusern sieht man Mosaike und Sgraffiti (nicht zu verwechseln mit Graffiti). Auch wenn nicht alle dieser Kunstwerke im besten Zustand sind, kann man sie immer noch bewundern und sich über diese Farbtupfer im Stadtbild freuen.

Während Mosaike aus unterschiedlich geformten Stein- oder Glasstücken bestehen, die an der Hauswand angebracht werden, sind Sgraffiti echte „Kratzbilder“. Sie entstehen, wenn nach dem Auftragen unterschiedlich farbiger Putzschichten Teile der Putzschicht abgekratzt werden. Das Bild wird also sichtbar durch den Kontrast zwischen der oberen hellen Schicht und der dunkleren Schicht, die darunter liegt.

Wuppertal: Wandmotive sind Hingucker im Stadtbild
Foto: Andreas Fischer

Viele Sgraffiti stammen vom gebürtigen Wuppertaler Diet Plaetzer. Seine Bilder entdeckt man im Barmer Zentrum, in Elberfeld und Langerfeld. Besonders produktiv war Plaetzer in den 1950er Jahren. Im Auftrag der GKWG — dem Vorläufer der heutigen Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft (GWG) — gab er Neubauten ein Sgraffiti-Outfit.

In der Henkelsstraße in Langerfeld wird man gleich mehrfach fündig. An den Genossenschaftshäusern, die hier zwischen 1950 und 1955 gebaut wurden, hat Plaetzer Menschengruppen in die Fassaden geschnitten. Man sieht Bauarbeiter mit Schaufel in der Hand, Bauern mit Sense und Strohbündel und ein paar Häuser weiter Wintersportler auf Skiern und Schlitten.

Auch am Elberfelder Ostersbaum hat der Künstler Plaetzer Spuren hinterlassen. Sein Bild auf der sandfarbenen Fassade des Hauses Lothringer Straße/ Ecke Kieler Straße zeigt eine Hauseinweihung. Ein Mann hält den Richtbaum in der Hand. Darum gruppieren sich Handwerker, Mutter, Kinder und Hund. Auch wenn das Sgraffito bereits Ende der 1930er Jahre entstand, erkennt man keinen Unterschied zu den Bildern in der Henkelsstraße. Eine weitere Kontinuität ist, dass derselbe Architekt — Heinz Dickmann — das Eckgebäude in der Lothringer Straße baute.

Von der Lothringer Straße ist es nicht weit zur Nordstadt - und zu einem der größten Wandmosaike der Stadt. Man steigt die Tippen-Tappen-Tönchen-Treppe zur Gertrudenstraße hinauf und blickt auf ein Haus. An seiner Front schlängelt sich eine Landschaft hinauf. Bemalte Steine bilden Stadttürme und Fachwerkhäuser. Blau schimmert der Fluss, gelb die Sonne.

Doch wer hat das schöne Mosaik gemacht? Anders als Plaetzer hat der Künstler keine Signatur an der Hauswand hinterlassen. Eine Architektin habe das Mosaik gemacht, sagt Monika Griesmann. Doch an den Namen kann sie sich nicht erinnern. Dabei kennt sie die Geschichte des Mosaik-Hauses so gut wie kaum jemand.

Als Kind zog Griesmann unmittelbar nach der Einweihung des Hauses ein. Das war 1960. „Hier stand früher ein großer Bungalow“, berichtet sie. Der wurde abgerissen, als nach dem Krieg Wohnraum knapp war. An seine Stelle setzte Architekt Georg Nemes ein fünfstöckiges Wohnhaus. Inzwischen gehört es Monika Griesmann und ihrer Schwester.

Auch Hans-Günter Hansen wohnt seit Jahrzehnten in dem Eckhaus. Nein, das Mosaik sei nichts Besonderes mehr für ihn. „Wenn man jeden Tag daran vorbeigeht, stumpft man ab. Dann ist das Bild selbstverständlich.“ Allerdings treffe er immer wieder Leute, die davon begeistert seien. „Hier sind manchmal Führungen durch die Nordstadt und die Leute legen hier vor dem Haus eine Pause ein. Die sagen dann zu mir: Wie schön! Das ist ja toll.“

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