Ordnungsamt Unterwegs mit dem Ordnungsamt - sie schreiben nicht nur Knöllchen

Elberfeld · Dominik Barndt und Nicole Rother arbeiten beim Ordnungsamt der Stadt. Die WZ ist mit ihnen auf Streife gefahren.

 Dominik Barndt und Nicole Rother sorgen im Stadtgebiet für Ordnung.

Dominik Barndt und Nicole Rother sorgen im Stadtgebiet für Ordnung.

Foto: Fischer, Andreas

Sie fallen auf, egal wo sie hinkommen. Man sieht es an den verstohlen, oft aber auch ganz unverhohlen neugierigen Blicken der Menschen. Dominik Barndt (25) und Nicole Rother (22) wiederum fällt das nicht mehr auf. Das ist Berufsalltag. Daran gewöhnt man sich eben. Außerdem achten sie auf ganz andere Dinge. Da ist das Auto, das dort eigentlich nicht stehen sollte. Da ist der Fahrradfahrer, der eigentlich in dieser Zone hätte absteigen müssen. Da ist der Hund, der, so nett er ja ausschaut, leider nicht angeleint ist.

Dominik Barndt und Nicole Rother sind Verwaltungsfachangestellte der Stadt mit dem Schwerpunkt Ordnungsrecht. Umgangssprachlich würde man wohl sagen, sie sind Mitarbeiter des Ordnungsamtes. Eine dreijährige Ausbildung haben die beiden für ihren Job absolviert, der, wie sie sagen, ihr Traumberuf ist. Einen, den sie nur wärmstens weiterempfehlen können. Auch, wenn sie natürlich mit Vorurteilen zu kämpfen haben. „Die stellen nur Knöllchen aus“, ist eines davon. Stimmt nicht ganz: Tatsächlich stellen die jungen Mitarbeiter auch mal sogenannte Straf- oder Bußzettel aus. Doch, dass macht nur einen kleinen Teil ihrer Arbeit aus.

Es ist Dienstagmittag, 14 Uhr. Der Spätdienst für Barndt und Rother hat gerade begonnen. Von 13.45 bis kurz nach 22 Uhr sind sie nun im Dienst. Was sie heute erwartet? Das wissen sie nicht. Wie auch. Kein Tag gleicht dem anderen. Keine Beschwerde gleicht der anderen. Abwechslungsreich und anstrengend zugleich.

Die Abwechslung, sie hat Nicole Rother besonders an ihrer Stelle gereizt. Einen Job im Büro, den konnte sich die gebürtige Wuppertalerin nie wirklich vorstellen. Ruhig fährt die 22-Jährige durch den Wuppertaler Verkehr, hat alles im Blick, schaut auch mal prüfend nach links und rechts. Das Handy klingelt. Erster Einsatz an diesem Tag. Ihr Kollege nimmt den Fall, der in der Zentrale des Ordnungsamtes entgegengenommen wurde, auf.

Hundegebell in einem Mehrfamilienhaus. Eine Bewohnerin fühlt sich durch den Lärm belästigt. Vor Ort zeigt sich jedoch ein ganz anderes Bild. Es sieht ganz nach einem Nachbarschaftsstreit aus.

„Die ist eine psychokranke Alte, das weiß die ganze Nachbarschaft“, behauptet der Mann, der auch das Ordnungsamt gerufen hat. „Und woran machen Sie das fest“, fragt Dominik Barndt gelassen. „Das sag ich so. Der Hund von ihr ist auch gefährlich“, beharrt der wütende Nachbar weiter. Mittlerweile hat sich aus der unteren Etage auch die Hundebesitzerin eingemischt. „Das ist ein Provokationsfall“, ruft sie hoch, im Hintergrund bellt ihr Hund. Dominik Barndt und Nicole Rother sprechen auch mit ihr. Einsicht zeigen am Ende beide Seiten nicht. Wobei, vielleicht ein wenig die Hundebesitzerin. Sie spreche nun täglich ein Engelsgebet, damit sich die Lage im Haus verbessert, bekennt sie.

Vor zwei Wochen gerieten
zwei Clans aneinander

„Außer Spesen nix gewesen“, witzelt Barndt vor der Tür, seine Kollegin lächelt. Weiter geht es im Tagesgeschäft. Der Tag ist noch jung. Fälle wie diese kennen sie. „Man fährt irgendwo hin und am Ende kann man doch manchmal von unserer Seite aus nichts machen“, resümiert Rother die Hundeaffäre. Aber so ist nun mal das Leben mit seinen alltäglichen Geschichten. Und, dass nichts passiert, gehört genauso dazu, wie das etwas passiert.

Es ist gerade erst zwei Wochen her, dass das Team an der Ecke Fürsten-/Freiheitsstraße in einen Streit von zwei rivalisierenden Clans geraten ist. „Die Mitglieder haben aufeinander eingeprügelt mit Gegenständen aus dem Sperrmüll. Als wir eingeschritten sind, wollten sich einige entfernen. Das konnten wir verhindern“, erinnert sich Nicole Rother. Auch Pfefferspray sei zum Einsatz gekommen.

Keine alltägliche Situation, doch alle zwei Monate passiere so etwas schon mal. Auch das gehöre zum Beruf dazu. Ob sie Angst hatten? Beide schütteln den Kopf. „Wir sind gut ausgebildet und ausgerüstet“, sagt Dominik Barndt. Zur Berufskleidung und Ausrüstung gehören neben einer Schutzweste, auch der Schlagstock, Pfefferspray und Handschellen. Neben Deeskalationsseminaren stehen zudem der Dienstsport mit Eingriffs- und Festnahmetechniken auf dem Programm. „Viele Kollegen gehen zusätzlich aber noch in ein Studio und trainieren“, sagt Barndt.

Als Dominik Barndt und Nicole Rother an einer Ampel stehen, kommt eine Kioskbesitzerin angelaufen und winkt. Der Baum nahe des Kiosks verliert Äste. Gefährlich sei es. Für Passanten, für die Kinder, für die Kioskbesucher natürlich sowieso. Am Ende wird sich auch diese Aufregung als Fehlalarm herausstellen. „Wie war das noch? Außer Spesen nix gewesen“, sagt Dominik Barndt und lacht wieder.

Jetzt geht es erst mal zurück nach Barmen. Dort werden sie zu Fuß durch die Innenstadt laufen und schauen, ob dort alles mit rechten Dingen zu geht. „Die Leute fragen uns eigentlich alles. Sie fragen nach dem richtigen Weg und sie fragen uns sogar auch nach Restauranttipps“, sagt Dominik Barndt und fügt hinzu: „Aber genau das machen wir gerne. Und deswegen machen wir den Job mit Herzblut!“

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