Reaktionen „Stilllegung der Schwebebahn trifft Wuppertal ins Mark“

Wuppertal · Die Ankündigung der Stadtwerke, die Schwebebahn bis zum kommenden Sommer größtenteils stillzulegen, schlägt Wellen in Wuppertal. Einige fordern Aufklärung, andere Entlastung für die Bürger - ein Überblick.

„Stilllegung der Schwebebahn trifft Wuppertal ins Mark“
Foto: dpa/Oliver Berg

Die Ankündigung der Stadtwerke, die Schwebebahn bis zum kommenden Sommer größtenteils stillzulegen, schlägt Wellen. Natürlich, angesichts der Bedeutung der Schwebebahn für Wuppertal als Stadt und für die Bürger als Rückgrat des ÖPNV.

Oberbürgermeister Andreas Mucke nennt die teilweise Stilllegung der Bahn „unfassbar“. Er verlangt eine nachhaltige, möglichst schnelle Reparatur und eine konsequente Fehlersuche. „Ich fordere die Einsetzung einer unabhängigen Expertenkommission, die das Procedere um die neuen Wagen gemeinsam mit der Geschäftsführung insgesamt aufarbeitet. Es muss herausgearbeitet werden, wer die Verantwortung und damit die Konsequenzen trägt.“

Er habe für Montag eine Gesprächsrunde mit WSW-Vorstand und WSW mobil-Geschäftsführung einberufen.

Für Klaus Jürgen Reese, Vorsitzender der SPD-Fraktion, zählt erst einmal, dass die Fehler konsequent und zielgerichtet aufgearbeitet werden. „Am Ende brauchen wir wieder eine zuverlässige Schwebebahn“, sagt er. Insofern sei er dankbar, dass der Aufsichtsrat diese Entscheidung getroffen habe, um Reparatur und Aufklärung möglich zu machen.

Ausfall ist kontraproduktiv
für Verkehrswende

Die CDU im Rat will ebenfalls die Schuldfrage geklärt wissen - was aber von Gutachten und Gerichten zu erwarten sei, betont Co-Fraktionsvorsitzender Hans-Jörg Herhausen. Er hofft auf einen funktionierenden Ersatzverkehr. Dennoch: „Wir wollen den ÖPNV ausbauen. Der Ausfall der Schwebebahn ist da natürlich kontraproduktiv.“

„Die teilweise Stilllegung der Schwebebahn trifft Wuppertal ins Mark“, schreibt Anja Liebert, Co-Fraktionsvorsitzende der Grünen. Es müsse jetzt darum gehen, die Schwebebahn für die Zukunft sicher aufzustellen. Die technischen Probleme werfen allerdings Fragen auf, die sich „insbesondere der Hersteller der Fahrzeuge stellen muss. Wie kann es sein, dass die neuen Räder schneller verschleißen und sich teilweise so abnutzen, dass die Schwebebahnen mit lauten Geräuschen durchs Tal fahren? Welche Folgeschäden können dadurch entstehen?“

Auch wenn es gut sei, dass die Schwebebahn am Wochenende fahren werde, geht Liebert von einem großen Imageschaden für die Stadt aus - und von Problemen für Pendler beim Weg zu Arbeit und Schule. Sie fordert einen zuverlässigen und eng getakteten Ersatzverkehr.

Die Linken wollen stattdessen eine Alternative: Die schnelle Einrichtung einer Umweltspur, um den ÖPNV zu entlasten - durch mehr Radfahrer - und dem ÖPNV eine staufreie Fahrt zu ermöglichen. OB-Kandidat Bernhard Sander verweist auf geringe Kosten und schnelle Umsetzbarkeit.

Die FDP hält den Stillstand der Bahn für „ein großes Desaster“. Eines, das sich einreiht in die Probleme mit der Schwebebahn in den vergangenen Jahren und Parallelen zur Natursteinmauer am Döppersberg aufweise. „So geht man nicht mit dem Vertrauen der Bürger und deren Steuern um“, bemängelt Fraktionsvorsitzender Alexander Schmidt

Er fordert, dass Konsequenzen gezogen werden. Die Stadt solle darüber nachdenken, die neue Parkgebührenordnung zurückzunehmen, damit der Einzelhandel und die Bürger nicht in Mitleidenschaft gezogen werden. Und von den Wuppertaler Stadtwerken erwarten „wir neben einer Image- und Kommunikationsstrategie ganz konkret ein Entgegenkommen für die vielen Kunden und Abonnenten, die einmal mehr nicht die Leistung nutzen können, für die sie bezahlen“.

FDP-OB-Kandidat Marcel Hafke sieht den angekündigten Rechtsweg als „wichtig und richtig, auch um weiteren wirtschaftlichen Schaden von der Stadt und damit den Bürgern abzuwenden.“ Die Umstände, die zur „prekären Lage geführt hätten, müssten transparent aufgearbeitet werden.“

Der OB-Kandidat von CDU und Grünen, Uwe Schneidewind, stellt einen Zusammenhang zum Döppersberg her, aber auch zum weitgehend ausfallenden Engels-Jahr: Die Signale seien fatal. „Statt der notwendigen Aufbruchsstimmung drohen Pleiten und Pannen das Wuppertal-Bild zu prägen.“ Er sieht als Konsequenz, dass es 2021 kein „Weiter so“ geben dürfe. „Nur so wird es gelingen, die Corona-Folgen zu bewältigen, den Aufbruchsgeist in Wuppertal aufrechtzuerhalten und für Investoren, Besucher und die überregionale Politik attraktiv zu bleiben.“ Als mögliche Mittel dabei nennt er „tragfähige Zukunftskonzepte für die Innenstädte in Barmen und in Elberfeld, eine Mobilitätswende, die den Namen auch verdient sowie Schlüsselprojekte“ wie die BHC-Arena und das Pina Bausch Zentrum an der Kluse.

Panagiotis Paschalis, unabhängiger OB-Kandidat, schrieb auf Facebook, dass die Steuerung „dieses städtischen Unternehmens seit vielen Jahren nicht funktioniere.“ Er kritisiert den Aufsichtsrat, den er „überfordert“ nennt, sowie Andreas Mucke und Johannes Slawig für einen Mangel an Kontrolle und Steuerung.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort