In Vohwinkels Unterwelt: Die Jagd nach dem Bernsteinzimmer geht weiter
Karl-Heinz Kleine und seine Mitstreiter haben in alten Stollen nach dem Bernsteinzimmer gesucht — vergeblich.
Vohwinkel. Eine Fabrikhalle irgendwo in Vohwinkel, im Boden gähnt eine Öffnung, etwa einen Meter breit. Nikolaus Brandau hat die Eisenplatte zur Seite geschoben, steckt jetzt zur Hälfte in dem schwarzen Loch. Schaltet die Stirnlampe am Helm ein, wendet sich an Wilfried Fischer: „Bohrer. Stange.“ Verschwindet im Loch — Fischer und Karl-Heinz Kleine folgen ihm.
Kleine und seine Helfer sind auf der Suche nach einem Schatz, einem legendenumwobenen: dem Bernsteinzimmer. Kleines Theorie, warum das Kunstwerk in Wuppertal zu finden ist, führt in die Wirren des Zweiten Weltkriegs zurück. In der Endphase, so die Gerüchte, habe Ostpreußens Gauleiter Erich Koch — ein gebürtiger Elberfelder — das Bernsteinzimmer in seine Heimat schaffen lassen. Per Zug, durch das zerbombte Deutsche Reich.
Eine Theorie von vielen, doch Kleine ist optimistisch. Diesmal gilt sein Einsatz einem zweistöckigen Produktionsbunker, der hier irgendwo sein muss. Kleine will einen Zugang entdecken. Weil die Nordbahntrasse nah ist und weil Erich Koch und der damalige Besitzer des Bunkers befreundet gewesen sein sollen.
Auf einem Schuttberg geht es abwärts, endlich ist der Boden erreicht. Schutt auch hier, mächtige Lüftungsrohre, halb verrostet, einige abgefallen. Mauerstaub liegt in der Luft, das umher huschende Licht erhellt kurz Brennöfen, einen Schaltraum für elektrische Anlagen.
Das alles gehörte einmal zu einer Emaillier-Fabrik, hier haben einmal Menschen gearbeitet. Kleine ist in seinem Element. „Was ist das für ein Loch?“ Brandau winkt ab. „Das ist ein Wasserloch.“ In einer Ecke liegen faustgroße, runde Kiesel, ehemals Inhalt einer Holzkiste, die sich aufgelöst hat. Eine Zigarettenschachtel ist zu sehen, Orienta heißt die Marke, ein Zeugnis früherer Besucher.