Hauptschule: Eine Feier besiegelt eine Ära

Mit einer „Schließungsfete“ verabschieden sich Schüler, Lehrer und Ehemalige.

Cronenberg. „Das sind wir!“, ruft Sylke Graulich aufgeregt und deutet mit ihrem Zeigefinger auf ein Foto mit dem typischen orange-violett Stich der 80er Jahre. Silvia Stoll nimmt das Gruppenbild der Volleyballmannschaft genauer unter die Lupe. „Tatsache“, ruft sie begeistert. Bei der Schulschließungsfete der Hauptschule Cronenberg wurden am Mittwochabend viele Erinnerungen wach. Einige hundert Ex-Schüler und Lehrer verabschiedeten sich von ihrer Penne.

„Die Freundschaften waren hier klasse, jeder kannte jeden, man hat stufenübergreifend etwas zusammen gemacht“, sagt Graulich. In den vielen Schulzentren sei das heute nicht mehr möglich. Stoll schaut aus dem Fenster: „Da ist der Bäcker, bei dem wir früher heimlich Brötchen geholt haben, weißt du noch?“, fragt sie ihre Schulfreundin. Die nickt. „Wie könnte man das vergessen!“

Auch Claudia und Steffen Koester erinnern sich noch lebhaft an ihre Schulzeit in Cronenberg: Die beiden lernten sich in der Stufe kennen, sie sind jetzt seit 32 Jahren zusammen. „Ich bin hier relativ gern zur Schule gegangen“, sagt Claudia Koester. Es sei schön, noch einmal durch das Gebäude zu gehen und alte Klassenkameraden wiederzutreffen. „Man ist hier mit einem lachenden und einen weinenden Auge, zum Einen freut man sich darüber, alte Kollegen wiederzutreffen, auf der anderen Seite ist man traurig, dass die Schule dicht macht“, findet auch Stoll.

Reiner Leppert sitzt mit seinen Schülern im selben Boot: „Richtige Freude kommt bei mir nicht auf“, sagt der Lehrer. Man sei doch mit der Schule verwurzelt. „Das ist hier eine richtige Standortschule gewesen“, sagt Leppert. Man habe mit den Schülern auch mal rausgehen können. Wenige Schritte vom Schulhof entfernt habe er 1987 einen Teich angelegt. Jetzt müsse er nach Oberbarmen wechseln, da werde das wohl nicht möglich sein. Auch von der familiären Atmosphäre, die in Cronenberg geherrscht habe, müsse er sich wohl verabschieden.

„Hast du das Klassenbuch schon gefunden?“, ruft derweil eine andere Ehemalige durch einen Klassenraum. Wo sonst Schüler gegen den Sekundenschlaf ankämpfen, türmen sich Trikots, Bio-Bücher und alte Schülerzeitungen: Einige Zeugen aus 44 Jahren Hauptschulgeschichte — das Gebäude war 1910 als Realschule eingeweiht worden — wurden gegen eine kleine Spende verschenkt. Der Rest schlummert inzwischen in Kisten. Eine Schule einzupacken, sei schon komisch, sagt derweil die kommissarische Rektorin Rosi Mattusch. Sie unterrichtet seit 32 Jahren in Cronenberg. Heute muss auch sie ihre Taschen packen: „Das schmerzt.“

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