40-Tonner erschüttern die Fassaden

Anwohner beschweren sich über verbotenen Verkehr in der Alhausstraße.

40-Tonner erschüttern die Fassaden
Foto: Anwohner

Barmen. Der Boden vibriert und das Geschirr scheppert in den Schränken, wenn die schweren LKW durch die Alhausstraße rollen. Die Anwohner fürchten jedoch kein zerschlagenes Porzellan, sie sorgen sich um ihre Häuser. Denn sie sind zwar nicht auf Sand, aber ohne Fundament auf den vergleichsweise weichen Ton-Mergel-Untergrund gebaut. „Das Erdreich drückt durch das Gewicht in die Keller“, sagt Herbert Fleing. „Denn es gab 1912 noch keine 40-Tonner“, ergänzt Hans-Martin Boomkamp. Die Anwohner ärgert das rücksichtslose Verhalten der Fahrer besonders, weil die Alhausstraße für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen gesperrt ist. „Daran hält sich nur keiner. Sie fahren leer von oben rein und voll wieder heraus“, berichtet auch Martin Kornacker, der gegenüber wohnt.

Die Fahrer steuern von dort das Gelände der ehemaligen Grundschule an der Wilkhausstraße an. Das Unternehmen, das mit dem Abriss des Gebäudes beauftragt ist, dementiert die Einfahrt über die Alhausstraße. „Von oben fahren wir die Baustelle gar nicht an. Es ist mit dem Bauherren abgesprochen, dass wir nur von unten ranfahren dürfen. Das mussten alle unsere Fahrer unterschreiben“, betont Peter Bogdanski, Geschäftsführer der Firma VCC aus Castrop-Rauxel. Er möchte den Auftrag bis zum 17. Juni abschließen und bittet die Anwohner um Verständnis für die Unannehmlichkeiten durch den Baustellenverkehr. „Wir transportieren die Betonfertigteile bewusst im Ganzen ab und zerkleinern sie auf unserem Gelände, um Staub und Lärm möglichst gering zu halten“, betont Peter Bogdanski.

Den Anwohnern würde genügen, wenn der Baustellenverkehr andere Wege fände. „Heute war nichts los, aber das haben wir nur der WSW-Baustelle zu verdanken. Die Fahrer haben die Arbeiter aber schon gefragt, wann sie fertig sind und sie wieder durch die Alhausstraße durchfahren können“, berichtet Karsten Kornacker. Er hat genügend Fotos, die den regen Verkehr belegen. „Die Zufahrt von unten sind zwei Kilometer Umweg und fünf Minuten mehr. Über den Tag gerechnet ist das eine Fuhre weniger.“

Der Stadt sind die Beschwerden bekannt. „Wir haben die Firma bereits darauf hingewiesen, dass es so nicht geht. Die Fahrer müssen sich an die Straßenverkehrsordnung halten“, betont Hans-Uwe Flunkert. Als Leiter des Gebäudemanagements ist er für die Auftragsvergabe verantwortlich. Er ist entschlossen, die Verstöße zu ahnden. „Die Polizei ist informiert.“ In unregelmäßigen Abständen kontrollieren die Beamten die fragliche Stelle. „Sie schreiben dann Anzeigen an die Busgeldstelle, die eine entsprechende Strafe festlegt“, erläutert Polizeisprecher Stefan Weiand. Er bittet die Anwohner um Unterstützung. „Sie sollten sich das Kennzeichen notieren und mit einer Kurzbeschreibung des Fahrers Anzeige erstatten. Das ist auch online möglich.“

Hans-Martin Boomkmp weist darauf hin, dass die Anwohner seit der Anlieferung des Abraummaterials vor drei Jahren gegen den Baustellenverkehr kämpfen. „Der Abriss der Schule treibt das Ganze nun auf die Spitze“, betont der Anwohner. Er schlägt als Lösung eine Bauzufahrt über die Hatzfelder Straße vor. „Dazu haben wir der Stadt ein Angebot vorgelegt, doch 50 000 Euro waren den Verantwortlichen zu teuer“, sagt Bogdanski.

Unteressen beobachtet Karsten Kornacker die Risse in seinem Keller mit wachsender Sorge. „Dort hat sich bereits ein spinnenförmiges Geflecht ausgebreitet.“ Die Zusammenhänge zu beweisen sei jedoch sehr schwierig.

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