Leo, sein Frauchen und keine Leine

Warum eine 69-Jährige ihren Hund partout nicht anleinen will.

Wuppertal. Die beiden sehen sich nicht zum ersten Mal vor Gericht. Neunmal habe sie schon vor einem Richter gestanden, sagt Hannelore Kniepke (Name geändert). Neunmal, weil sie Einspruch gegen die von der Stadt verhängten Bußgelder eingelegt hatte. Diese kassierte die 69-Jährige, weil sie ihren Hund partout nicht an die Leine nehmen wollte. Am Donnerstag stand sie erneut vor Amtsrichter Christopher Trechow. Es geht um eine Anklage, die sich wie eine Blaupause zu den früheren Vorwürfen liest.

Wieder war Hannelore Kniepke mit ihrem heiß geliebten Hund Leo mal eben eine Runde spazieren. Gleich bei ihr um die Ecke am Arrenberg, sagt sie. Eine Leine, nein, die habe sie Leo nicht angelegt. Gerade mal 28 Zentimeter ist der kleine Westhighland Terrier hoch. "Der ist doch keine Gefahr für andere", schimpft die resolute Frau. Doch alles Schimpfen nützt nichts: Wenn ein Hund ohne Leine über die Straße läuft, ist das schlicht verboten, so einfach ist das. Oder sagen wir in diesem Fall besser: So einfach könnte es sein.

Denn die "Wiederholungstäterin" will die Rechtslage einfach nicht akzeptieren. Die Folge: ein Knöllchen über 600 und eines über 700 Euro. Beide will Kniepke aber auch nicht hinnehmen und sitzt daher wütend vor dem Amtsgericht.

Doch dieses Mal hat sie ein Ass im Ärmel, in Form eines ärztlichen Attests, das besagt, dass Leo zum Tatzeitpunkt eine Bisswunde am Hals hatte. Frauchen Hannelore Kniepke spricht gar von einem "Trauma", das ihr Leo habe. "Das ist entweder ein Verstoß gegen das Tierschutzgesetz oder gegen das der Stadt Wuppertal", sagt Verteidiger Harald Benninghoven. Hier gehe der Tierschutz vor. Das Attest überzeugt das Gericht - ein Knöllchen wird zurückgenommen.

Bleibt ein weiteres. Hier kann Hannelore Kniepke das Gericht nicht überzeugen. Doch die Höhe des Bußgeldes überzeugt den Amtsrichter ebenfalls nicht. "Das kann nicht exorbitant hoch ausfallen", befindet Richter Christopher Trechow. Er gibt Rabatt. 150 Euro soll die Hundebesitzerin noch zahlen. Damit könne sie leben, sagt Kniepke.

Und in Zukunft? Die 69-Jährige zeigt sich kämpferisch. "Leo hat einen Gendefekt, er hat Allergie, er ist einfach krank." Was das heißen soll, kann man nur erahnen. Vielleicht wird es nicht das letzte Mal sein, dass der Richter Hannelore Kniepke gesehen hat.

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