Dirigent Griffiths freut sich auf die Oper: „Jede Produktion ist eine Reise“

WZ-Interview: Am Sonntag gibt Hilary Griffiths seinen Einstand im Barmer Opernhaus. Der Brite wird im August offiziell Chef-Dirigent – möchte aber kein Diktator am Pult sein.

Herr Griffiths, für einen angehenden Chef-Dirigenten haben Sie eine ungewöhnliche Ausbildung. Sie haben Mathematik studiert. War das eine Alternative, weil Sie als Student womöglich nicht damit gerechnet haben, sich als Profimusiker durchsetzen zu können?

Hilary Griffiths: Ich hatte es gehofft und wollte eigentlich Konzertpianist werden. Meine Eltern und meine Lehrer haben mir allerdings geraten, etwas Vernünftiges zu studieren.

Ja, in Oxford. Dort hat inzwischen auch mein ältester Sohn studiert - Mathe. Der zweite will aber Musiker werden.

Ich glaube, das Interesse an Mathe kam von meinem Vater. Er war Priester und hat unter anderem auch mehrere Jahre lang in einem Mädchen-Internat unterrichtet. Während ich in Oxford studiert habe, war die Musik aber immer präsent. Ich habe Konzerte gegeben und ein eigenes Orchester gegründet.

Nein, es war gut so. Ich habe gemerkt, dass ich für den Beruf als Konzertpianist nicht geeignet bin. Man übt allein, man spielt allein, und man sitzt allein im Hotelzimmer.

Ja, ich brauche den Umgang mit Menschen. Und in der Oper geht es immer um Zusammenarbeit. Ich bin jemand, der wenig zurückblickt. Ich schaue immer nach vorn. Wenn ich eine Produktion mache, setze ich mich erst einmal mit dem Bühnenbildner und dem Regisseur zusammen. Oper macht Spaß, wenn man zusammenarbeitet.

Es gibt Dirigenten, die diktatorisch vorgehen. Und es gibt viele Orchester, die eine starke Hand mögen. Ich möchte aber erst einmal hören, was mir die Musiker anbieten, und finde es viel spannender, mit der Musikalität des Orchesters zu arbeiten. Jede Produktion ist eine neue Reise. Was bringen die Musiker mit, wo kann ich selbst dazu lernen, wie kann man die Partitur noch lesen? Das Ergebnis ist im Idealfall besser, als wenn ein Diktator dirigiert. Denn das Orchester ist keine Maschine, und die Musiker sind keine Sklaven - auch wenn am Ende natürlich einer das Sagen haben muss.

Ich hatte in den vergangenen Jahren das große Glück, meine Kunst in Südamerika, Prag und Asien ausprobieren zu dürfen. Jetzt freue ich mich darauf, mit festen Sängern und einem erstklassigen Orchester zu musizieren. Ich freue mich auch sehr auf die Zusammenarbeit mit Johannes Weigand, dem zukünftigen Opernintendanten.

Ein Spielplan muss zur Größe des Hauses passen. Wuppertal hat nicht die Mittel, ein ganz großes Repertoire zu spielen. Wir müssen auswählen, das ist klar.

Ich fühle mich Richard Strauß sehr verbunden - zu Wuppertal würden mittlere Strauß-Opern passen. Ich bin auch ein Puccini-Fan. Und ein großer Mozart-Liebhaber - wer ist das nicht? Bei russischer Musik hingegen gibt es sicher Kollegen, die mehr Erfahrung haben.

Ja, ganz sicher. Es ist sehr wichtig, dass man die moderne Musik unterstützt. Salvatore Sciarrino ist für mich absolutes Neuland. Ich habe noch keine Note gesehen. Das macht es umso spannender.

Ich bin auch sehr gespannt. Als ich vor 20 Jahren die ersten Aufführungen im Wuppertaler Opernhaus gesehen habe, ist mir vor allem eins im Gedächtnis geblieben: wie begeisterungsfähig das Publikum ist. Ich würde mich glücklich schätzen, wenn wir die Zuschauer da wieder hinbekämen, wenn wir ihr Vertrauen gewinnen und ihr Interesse wecken könnten - das ist das Allerwichtigste. Ich freue mich darauf, Kontakt mit dem Wuppertaler Publikum zu haben.

Ich würde mir wünschen, dass das Publikum kommt, weil es weiß, dass wir hier Musiktheater von höchstem Niveau bieten. Dann kommen auch Zuschauer aus den Nachbarstädten.

Mein jüngster Sohn steht kurz vor dem Abitur. Wir wohnen in Köln direkt an seiner Schule. Jetzt umzuziehen, wäre denkbar ungünstig. Ich werde mir für die Zukunft aber auf jeden Fall eine Wohnung in Wuppertal suchen.

Mein jüngster Sohn liebt Jazz und Rockmusik. Manchmal ist das eine schöne Alternative...

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