Die Macht und Risiken der Smartphones

Mit „Ins Netz gegangen“ zeigt das Kinder- und Jugendtheater Formen des Cybermobbings.

Die Macht und Risiken der Smartphones
Foto: Karola Brüggemann

Elberfeld. Tom spielt das Smartphone mit glitzerndem Jackett: „Du kannst mich streicheln, klicken, drücken und mit den neuesten Apps bestücken“, singt er gemeinsam mit den anderen drei Jugendlichen und streicht dazu auf seinem Bauch herum. Das Smartphone steht im Zentrum des neuen Stücks im Wuppertaler Kinder- und Jugendtheater „Ins Netz gegangen“. Theaterleiter Lars Emrich hat den Text selbst verfasst.

Manchmal drängt sich der erhobene Zeigefinger sehr in den Vordergrund. „Weiß eigentlich einer, was das Internet ist?“, fragt eine der Hauptfiguren und schon spielen sie den Weg einer bei Google gestellten Frage quer über die Kontinente bis zu einem Server nach. Dort bekommt sie ihre Information — dargestellt durch einen Rucksack — und macht sich ebenso von einem Ort zum nächsten taumelnd auf den Weg zurück zum Ausgangscomputer.

Doch die meiste Zeit fesselt die Geschichte von Milena (Judith Jaskulla), die mit zwölf Jahren endlich ihr erstes Smartphone bekommt. Strahlend wirft sie sich auf ihr Bett und chattet die halbe Nacht mit ihrer Klasse. Einwände der Mutter (Jeanne Knoke) ignoriert sie unwillig. Überglücklich installiert Milena Apps und hält ihrer Mitschülerin Jessi (Charlotte Kaufung) bereitwillig ihr Handy hin, damit diese ihr bei der Installation hilft. Doch die überschäumende Freude währt nicht lange: Während Milena glaubt, mit dem Smartphone nun endlich Teil der Clique zu werden, zeigen ihr ihre Klassenkameradinnen weiter die kalte Schulter.

Also sucht das Mädchen Trost im Internet. Endlich ein Star werden! Seelig wiegt sie sich tanzend im Kinderzimmer und filmt sich dabei. „Da bekomme ich Follower und dann kann ich damit auch Geld verdienen“, erklärt sie ihrer Mutter. Und sie lernt im Internet ein Mädchen kennen, das für alle ihre Probleme Verständnis zu haben scheint. Doch dann tauchen die Fotos von ihr auf, hässlich bearbeitet, die sich schnell in der ganzen Klasse verbreiten. Entsetzt starrt Milena auf ihr Handy. Den strengen und unverständigen Eltern möchte sie nichts davon erzählen. Die weißen Leinwände im Hintergrund leuchten Höllenrot auf, schwarze Stäbe formen ein Gefängnis (Bühne: Laurentiu Tuturuga).

Hilflos verkriecht Milena sich im Bett. Nur ihr Klassenkamerad Ben (Tom Raczko), versucht ihr zu helfen. Emrich setzt Ben als einen modernen Deus ex Machina ein: Ben weiß über alle Machenschaften Bescheid, steht selbst über allen Beziehungsproblemen innerhalb der Klasse und hat guten Rat, was Milena tun soll. Dadurch lösen sich am Ende Milenas Probleme in kürzester Zeit. Nach einer Stunde singen alle vier Schauspieler „Wenn ihr einig seid, seid ihr stark“ zu einer von Niels Wörheide geschaffenen Melodie, die auffallend an den Song „Nur noch kurz die Welt retten“ von Tim Bendzko erinnert.

Das einstündige Stück „Ins Netz gegangen“ wird am 20. und 21. März um 18 Uhr im Berufskolleg Bundesallee 222 gezeigt und vom 10. bis 13. April im Haus der Jugend Barmen, Geschwister-Scholl-Platz. Kartentelefon 89 91 54.

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