Zukunftswerkstatt nimmt Arbeit in der Färberei auf

Ziel ist die „Produktive Stadt“. Am Anfang standen Bestandsaufnahmen und der Blick in eine Zukunft geprägt von virtueller Mobilität.

Zukunftswerkstatt nimmt Arbeit in der Färberei auf
Foto: Gerhard Bartsch

Die Färberei am Stennert in Oberbarmen war am Samstag der Tagungsort für die Zukunftswerkstatt „Die Produktive Stadt“, einer Initiative des Ressorts „Stadtentwicklung und Städtebau“, vertreten durch dessen Abteilungsleiter Rüdiger Bleck. Der Geschäftsbereichsleiter Stadtentwicklung, Bauen, Verkehr und Umwelt, der Dezernent Frank Meyer, begrüßte unter anderem Oberbürgermeister Andreas Mucke unter den zahlreichen Zuhörern, bevor Moderator Matthias Rottmann von der Agentur „de Zwarte Hond“ Rolf Volmerig, den Vorstand der Wirtschaftsförderung Wuppertal, um sein Statement bat.

Volmerig malte ein durchaus positives Bild von der wirtschaftlichen Entwicklung der Stadt, der Senkung der Arbeitslosenquote, die 2005 noch 16,5 Prozent betragen habe, jetzt aber bei 8,9 Prozent liege. Wobei er nicht verschwieg, dass der Durchschnitt in NRW 7,2 Prozent und der des Bundeslandes Bayern lediglich 3,4 Prozent aufweise.

Der Vorstand der Wirtschaftsförderung lobte das „revitalisierende Gewerbe“, das beispielsweise aus ungenutzten Gebäuden wie dem alten Rangierbahnhof Vohwinkel den Mittelstandspark „Vohrang“ und aus dem früheren Umspannwerk auf Lichtscheid „eins der schönsten Fitnesscenter“ (so Volmerig) entstehen ließ. Dennoch mahnte Volmerig an, dass Wuppertal weitere Gewerbeflächen, beachtliche 80 Hektar benötige, um zukunftsfähig zu werden. „Dazu reicht es nicht, Brachen zu nutzen. Es müssen auch Flächen auf der grünen Wiese, siehe Nächstebrecker Straße, nutzbar gemacht werden.“

Dann wäre Wuppertal auch ein Anziehungspunkt, etwa 2025, für namhafte Institutionen wie das renommierte Fraunhofer-Institut, offenbarte Volmerig eine seiner Visionen, die auch 110 Hektar zur Schaffung neuen Wohnraums umfasste.

Andreas Kletzander, Vorstand im Jobcenter, präsentierte eine andere Seite der glänzenden Medaille, indem er den seit einiger Zeit zu verzeichnenden Bevölkerungszuwachs in Wuppertal vor allem in der Zuwanderung geflüchteter Menschen sah. Der Referent sprach von 50 000 Menschen, die in Wuppertal durch das Jobcenter betreut würden. Menschen, die auch mitgenommen werden müssten. Langzeitarbeitslose unter ihnen, von denen 70 Prozent keine abgeschlossene Schul- oder Berufsausbildung hätten und vornehmlich in Quartieren wie Wichlinghausen und Oberbarmen lebten. „Günstige Mieten, schlechte Wohnqualität“ bescheinigte Kletzander diesen Wohnvierteln. Für sie forderte Kletzander geförderte Beschäftigung und eine Stärkung ihrer Bildungs- und Sozialstruktur.

Stefan Carsten, Zukunftsforscher

Der Berliner Zukunftsforscher Stefan Carsten setzt vornehmlich auf virtuelle Mobilität. Er forderte, dass jedes neue Gebäude energieautark sein solle. Carsten bezeichnete den Recyclinghof als den wichtigsten Ort jeder Stadt, weil der ungeahnte und ungenutzte Schätze biete. Zwar sah Carsten Möglichkeiten, dass analoge und online nicht erreichbare sowie virtuelle Welten Hand in Hand gehen, forderte aber, dass auf jeden Fall analoge Räume wie Büchereien, Tante-Emma-Läden und ähnliches erhalten bleiben müssen.

„Wer organisiert das Ganze?“, fragte Kreishandwerkermeister Arnd Krüger und erhielt darauf die Antwort, dass die Städte den Rahmen für entsprechende Initiativen schaffen müssten.

Im Anschluss an die Vorträge zogen sich die Zuhörer in insgesamt vier Gruppen zurück und reflektierten unter Leitung jeweils eines Moderators das Gehörte. Eine der Erkenntnisse: Arbeiten und Wohnen sollten so wenig wie möglich getrennt sein, da unnötig viel wertvolle Zeit für von Staus behinderte Wege zur Arbeit verschwendet würden.

Natürlich hatte die Zukunftswerkstatt ihre Produktion am frühen Samstagnachmittag noch nicht abgeschlossen. Weitere Veranstaltungen werden am Samstag, 21. April, und eine folgende am Samstag, 9. Juni, stattfinden, um so zusätzliche Impulse für „Wuppertal, die produktive Stadt“ zu geben.

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