Offen gesagt Das muss mal erwähnt werden

An dieser Stelle und überhaupt im Sprachgebrauch von Journalisten ist oft von „Die Stadt“ die Rede. Die Stadt sagt dies, die Stadt macht das, die Stadt versäumt jenes – immer wird von der „Stadt“ als eine Person gesprochen.

Journalistisch ist diese Verkürzung zwar erlaubt, doch bisweilen tritt zutage, wie ungenau der Sammelbegriff ist. Denn hinter „die Stadt“ verbergen sich in der Regel die echten und die vermeintlichen Macher im Rathaus. „Die Stadt“ sind im Allgemeinen der Oberbürgermeister, der Stadtdirektor und die Beigeordneten oder Dezernenten, welche die Mitarbeiter führen. Wuppertal beschäftigt annähernd 5000 Frauen und Männer, diese Stadt hat die Ausmaße eines echten, richtigen Unternehmens. Fast 1,4 Milliarden Euro Ausgaben und Einnahmen sind kein Pappenstiel.

Dass im Zusammenhang mit „die Stadt“ aber sehr oft „haben wir nicht“, „können wir nicht“, „wussten wir nicht“, „kein Geld“ oder „keine Leute“ zu hören ist, muss nicht, könnte jedoch ein jecker Hinweis darauf sein, dass in Wuppertal die Betonung von Verwaltungsvorsitz eindeutig auf der allerletzten Silbe liegt.

Tatsächlich zeichnet sich die Metropole des Bergischen Landes seit einer unangenehm langen Phase durch Stillstand aus. Wann wäre zuletzt irgendein Projekt wirklich ins Werk gesetzt oder mit dem Durchschneiden des berühmten roten Bandes eröffnet worden? Die jüngste Zeremonie dieser Art war für die Wiedereröffnung der B7 notwendig. Das ist fast drei Jahre her. Hinzu kommt, dass Wirtschaftspläne beispielsweise in der Kultur sich als kostspielig fehlerhaft herausstellen, dass städtische Amtsleiter zumindest anscheinend gegen und nicht für die Stadt arbeiten, dass im Rathaus scheinbar alle gegen- statt miteinander arbeiten – zum Nachteil aller Wuppertaler.

Nun mögen viele in Trauer verfallen. Deshalb sei noch einmal erwähnt, dass „die Stadt“ nur der Oberbegriff ist für einen sehr komplexen Apparat, für ein Gebilde, das vielleicht wider Erwarten besser funktioniert, als die Führungskräfte mit ihrem viel zu oft unglücklichen, wenn nicht sogar uninspirierten Auftreten vermuten lassen können.

Wer das nicht glaubt, dem sei empfohlen, sich ein neues Auto zu kaufen, eines, das er selbst anmeldet. Wer den Gang zur Straßenverkehrsbehörde noch vor sich hat und über einen per Internet vereinbarten Termin verfügt, der kann ein kleines Wunder erleben. Er verlässt die Behörde nämlich nach kaum 20 Minuten wieder, ausgerüstet mit allem, was er für sein neues Fahrzeug braucht, und obendrein sogar nach einem angenehmen fröhlichen Gespräch am Schalter. Auftrag erkannt, Auftrag erledigt, freundlich, schnell, professionell.

Das geschieht wirklich. Und es ist keine Ausnahme, nicht nur im Straßenverkehrsamt. Manchmal aber braucht es solche Momente, um sich wieder einmal zu vergegenwärtigen, dass diese Stadt, allen Unkenrufen zum Trotz, leistungsfähig ist, leider allerdings nicht immer wegen, sondern bisweilen trotz ihrer Führungskräfte. Es wäre deshalb schön, wenn die Damen und Herren vom Amt, wenn die annähernd 5000 Menschen, die von Beyenburg bis Vohwinkel, auf den Nord- und auf den Südhöhen jeden Tag ihren Beitrag dazu leisten, dass Wuppertal funktioniert, mehr Wertschätzung erhielten.

„Die Stadt“ sind glücklicherweise eben nicht nur ein Oberbürgermeister, ein Stadtdirektor und drei Beigeordnete sowie ein Rat, der sich meistens nur selbst im Wege steht. Das musste mal wieder erwähnt werden.

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