Gesundheit Angst vor Corona: „Viele Patienten scheuen den Gang ins Krankenhaus“

Seit der Corona-Pandemie hat sich die Arbeit in den Wupertaler Kliniken nachhaltig verändert. Dabei haben die Häuser umfangreiche Hygiene-Konzepte etabliert.

 Eine Krankenschwester legt auf einer Isolierstation für Coronavirus-Behandlungen Schutzkleidung an, bevor sie ein Patientenzimmer betritt. Die Wuppertaler Krankenhäuser haben umfangreiche Hygiene-Konzepte etabliert.

Eine Krankenschwester legt auf einer Isolierstation für Coronavirus-Behandlungen Schutzkleidung an, bevor sie ein Patientenzimmer betritt. Die Wuppertaler Krankenhäuser haben umfangreiche Hygiene-Konzepte etabliert.

Foto: dpa/Jens Büttner

Seit der Corona-Pandemie hat sich die Arbeit in den Wupertaler Kliniken nachhaltig verändert. Das Agaplesion Bethesda Krankenhaus stellte beispielsweise fest, dass Kranke seit Mitte März den Gang in die Klinik eher scheuen und später als üblich die stationäre Einrichtung aufsuchen. Bethesda-Sprecherin Maren Esser sagt: „Viele Menschen verdrängen nach wie vor ihre Symptomatik und tolerieren beispielsweise Schmerzen in stärkerem Maße als vor der Corona-Pandemie.“ Dabei habe das Haus ein umfangreiches Hygiene-Konzept etabliert, zu dem unter anderem ein eingeschränkter Besucherzugang und eine Maskenpflicht gehörten – ebenso wie eine Testung für alle Patienten.

Das Helios-Klinikum hat ähnliche Erfahrungen mit Infektions-Angst gemacht. Gemeinsam mit dem Meinungsforschungsinstitut Forsa ließ der Konzern Patienten befragen und stellte dabei fest, dass die Befürchtung bei vielen groß ist, sich bei anderen Patienten und beim Personal anzustecken. Wuppertals Helios-Sprecherin Janine von Heyking betont, dass es in der Barmer Einrichtung eine strikte Trennung von Patienten mit Corona-Risiko und anderen Menschen gibt. „Außerdem wird jeder stationäre Patient getestet und es werden weitere Maßnahmen zum Schutz von Patienten und Personal umgesetzt“, so von Heyking.

Die Corona-Zahlen in Wuppertal sind zwar auf einem niedrigen Stand, aber noch immer werden Menschen mit Covid-19 eingeliefert. Die Häuser müssen zehn Prozent ihrer Intensivbetten für sie reservieren. Der Klinikverbund St. Antonius und St. Josef behandelt alle Corona-Infizierten im Petrus-Krankenhaus auf einer Isolationsstation. Dort sind 25 Betten für bestätigte Fälle und Verdachtsfälle vorgehalten. Zum Anfang der Woche waren zehn Betten mit bestätigten Covid-19-Patienten belegt. Das hat Auswirkungen. Sprecherin Vanessa Kämper sagt: „Durch die Vorhaltung dieser Isolationsbetten haben sich unsere Behandlungskapazitäten verringert.“

Rückstau durch wegen Corona verschobenen Operationen

Janine von Heyking berichtet für das Helios-Klinikum in Barmen: „Momentan ist das Aufkommen an Corona-Patienten erfreulicherweise auf einem konstant niedrigen Niveau.“ Im Bethesda-Krankenhaus sind zehn Betten für Patienten reserviert, die nach einem Corona-Test auf ihr Ergebnis warten. Sprecherin Maren Esser sagt: „Auch wenn wir bereits seit mehreren Tagen keine mit Sars-Cov-2 infizierten Patienten mehr betreut haben, kann sich dies jederzeit ändern.“ Die Auswirkungen auf den restlichen medizinischen Bereich könnten derzeit „auf ein möglichst geringes Maß“ reduziert werden.

Problematisch ist noch für die Kliniken, dass sich durch die Operationen, die in der Lockdown-Phase verschoben werden mussten, ein Rückstau gebildet hat, der in manchen Häusern heute noch nicht abgebaut ist. Helios etwa fahre die Regelversorgung schrittweise wieder hoch und hole Operationen sukzessive nach. Janine von Heyking sagt: „Dies bedeutet aber nicht, dass alle Operationen auf einmal nachgeholt werden können. Insoweit kommt es aktuell noch zu Wartezeiten und Verschiebungen bei Operationen, die von März bis Mai nicht durchgeführt werden konnten.“ Es werde noch Zeit in Anspruch nehmen, alle planbaren Operationen nachzuholen.

Auch im Klinikverbund St. Antonius und St. Josef wurden Operationen verschoben, die nicht zeitkritisch waren. Sie werden nachgeholt. Allerdings sei die Zahl der zunächst ausgefallenen Eingriffe „schwer bezifferbar“, weil alle Fachbereiche betroffen waren, so Sprecherin Kämper.

Maren Esser berichtet für das Agaplesion-Bethesda Krankenhaus: „Es ist uns gelungen, bis aus wenige Einzelfälle, bei denen persönliche Gründe des Patienten dem entgegenstanden, die verschobenen Eingriffe nachzuholen.“

Die Deutsche Krebshilfe schätzt, dass im Rahmen der Pandemie bis Mitte Juni deutschlandweit allein 50 000 Krebsoperationen verschoben wurden.

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