200.000 kamen zum Bleicherfest

Auch die 38. Auflage des Trödelmarkts zog die Massen am Sonntag magisch an — und es blieb trocken.

Heckinghausen. Alles, aber günstig. Freude, aber pur. Das ist die Bilanz des diesjährigen Bleicherfestes, das am Sonntag Scharen von Schnäppchenjägern nach Heckinghausen lockte.

Mit dem Ausdruck der Glückseligkeit kramt Ahmed Köksel in Plastiktüten und breitet die Beute aus: Familienpackungen von Topflappen, bündelweise Batterien, geschätzte vier Dutzend Einwegfeuerzeuge und ein Allerlei von Einzelstücken. Alles neu, was nun nicht dem Flohmarktwesen alter Schule entspricht. Ob er das alles benötige? Köksel schaut auf: „Nein, aber es ist billig.“ Womit er die alten Fans der Heckinghauser Festmeile im Mark trifft. Da wäre Detlef Schmitz, seit 38 Jahren mit einem eigenen Stand vertreten und auch in diesem Jahr wieder bestens mit guter Ware gerüstet.

Ihm sind die Kommerziellen ein Dorn im Auge, auch wenn er Verständnis für die Veranstalter hat, dass sie zunehmend solche Händler akzeptieren. „Die bringen 30 Euro Standmiete für jeden laufenden Meter.“ Aber preiswerte Slips und Tangas aus Acryl sind nicht jedermanns Sache.

Das gilt auch für manch echten Trödel, aber die Bilder der unfreiwilligen Kontraste besitzen ihren Reiz. So steht ein zweiflammiger Gasherd neben der Plastikbüste eines griechischen Philosophen, Typ Sokrates. Antik ist auch das nicht, aber selten und frisch aus dem Keller. Carsten Kramp hegt Hoffnungen: „Das könnte alt sein“, sagt er mit Blick auf das Blechschild, das Budweiser bewirbt. Die Befestigungslöcher lassen Zweifel aufkommen. „Na ja, vielleicht fünf Jahre alt.“

„Ganz Deutschland ist ein Irrenhaus“, steht auf einem Artikel. Zusatz: „Hier ist die Zentrale.“ Das mag man glauben und sich wohlfühlen im Getümmel. Unter ihnen genießt Michael Hoffmann, Betreiber des Kunstcafés K1, eine Dampfnudel. Auch die günstig. Ebenso wie der Zirkelkasten, den Hoffmann erworben hat. „Nur zwei Euro.“ Eine Investition in die Vergangenheit, denn Hoffmann war einst Grafiker. In Erinnerungen schwelgend, bedauert er, dass die Straße In der Bleiche nicht mehr ins Fest einbezogen sei — ein Tribut an Sicherheitsauflagen, die nach dem Unglück von Duisburg die Branche verstört haben.

Dennoch dröhnt es zum Abschied fröhlich von Heckinghausen zur Schwebebahnstation Oberbarmen herüber: „An Tagen wie diesen.“

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