Schwierige Aufgaben Thorsten Latzel neuer Präses der rheinischen evangelischen Kirche

Düsseldorf · Die evangelische Kirche im Rheinland hat eine neue Führung. Auf den neuen Spitzenmann Thorsten Latzel kommen schwierige Aufgaben zu.

 Thorsten Latzel wird neuer Präses der rheinischen evangelischen Kirche.

Thorsten Latzel wird neuer Präses der rheinischen evangelischen Kirche.

Foto: dpa/Federico Gambarini

Der promovierte Theologe und Blogger Thorsten Latzel wird neuer Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland. Die Landessynode wählte den 50-jährigen Direktor der Evangelischen Akademie Frankfurt am Donnerstag an die Spitze der zweitgrößten evangelischen Landeskirche. Latzel erhielt in der elektronischen Abstimmung 113 von 190 abgegebenen Stimmen. Das Kirchenparlament tagt wegen der Corona-Pandemie erstmals digital.

Latzel wird am 20. März ins Amt eingeführt. Der amtierende rheinische Präses Manfred Rekowski (62) geht nach achtjähriger Amtszeit in den Ruhestand. Latzel setzte sich gleich im ersten Wahlgang klar gegen zwei Mitbewerber durch - den Theologie-Professor Reiner Knieling und die Superintendentin Almut van Niekerk.

Der im hessischen Biedenkopf geborene Latzel studierte Theologie in Marburg und Heidelberg und war auch als Pfarrer tätig. Er leitete von 2005 bis 2012 das „Projektbüro Reformprozess“ in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und bringt Leitungserfahrung auf Bundesebene in sein neues Amt mit. In seinem Blog „glauben-denken.de“ veröffentlicht er theologische Impulse.

„Mir ist es wichtig, dass wir als Kirche auf Augenhöhe bei den großen Fragen der Zeit mitreden können“, sagte Latzel am Donnerstag. Auch in der Corona-Pandemie sollten „nicht nur Virologen, sondern auch Theologen“ ihre Stimme erheben. Die Kirche müsse sich auch Verschwörungstheoretikern entgegenstellen.

Die Kirchenarbeit müsse angesichts des Mitgliederschwunds umgebaut werden, sagte Latzel. „Ja, wir werden in nächster Zeit weniger, älter und ärmer.“ Latzel will vor allem jungen Menschen ein Forum bieten und kreative Formen der Kirchenarbeit erproben. „Junge Menschen auf die Kanzel holen“, gab er als Devise aus. Denn es gebe „einen Überdruss an kirchlicher Sprache“. Vor allem die 20- bis 40-Jährigen seien eine wichtige Zielgruppe, denn sie träten am häufigsten aus der Kirche aus. Auch der Gottesdienst am Sonntag um 10.00 Uhr dürfe nicht mehr in Stein gemeißelt sein. „Die Menschen pluralisieren sich, was wir als Kirche auch tun werden.“

Der seit 2013 amtierende Rekowski hatte als Präses nach innen in die Landeskirche gewirkt, war in der Öffentlichkeit aber eher unauffällig geblieben. Der Wuppertaler Theologe hatte das Vertrauen in die Landeskirche nach einem Finanzskandal mit millionenschweren Verlusten wieder aufbauen müssen.

Auf Latzel kommen nicht weniger schwierige Aufgaben zu. Wegen der Corona-Pandemie sind die Kirchensteuereinnahmen eingebrochen. Außerdem setzt sich der Mitgliederschwund bei den Protestanten fort. Prognosen zufolge dürfte sich die Gesamtzahl der Mitglieder der evangelischen Kirche in Deutschland bis 2060 auf rund 10,5 Millionen halbieren.

Durch die Corona-Krise steht die rheinische Kirche unter Spardruck. Zwei Arbeitsgruppen sollen Sparvorschläge erarbeiten. Die rheinische Kirche hat zurzeit etwa 2,4 Millionen Mitglieder. Ihr Gebiet umfasst Teile der Bundesländer Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Hessen und Saarland.

(dpa)
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