Kultur Neue Aufnahmen von Hanno Busch

Musikvideos mit Schwebebahnfahrten sind zurzeit scheinbar sehr angesagt.

 Rainer Widmann

Rainer Widmann

Foto: Fischer, Andreas H503840

Fast alles ist abgesagt, wenn man das sonst überquellende Terminportal Wuppertal-live.de durchklickt. Seien es die Tour zum 85. Geburtstag der Klezmer-Legende Giora Feidman, Jazz im Loch und im Ort oder Konzerte und Lesungen in der Bandfabrik, der Färberei oder der Börse. Aber aus der Börse wird zumindest gelegentlich etwas als Stream bei stew.one live gesendet. So auch wieder am Freitag, 15. Januar, um 19.30 Uhr „Die Engelsmaschine“, ein Theaterstück von und mit Thorsten Krug und der Schauspielerin Julia Wolff. In dem Stück geht Engels umgeben von Technik und Kameras auf Sendung, mit all seinen Widersprüchen. Das Stück ist zwar für ein Präsenz-Publikum und die gleichzeitige Übertragung im Internet angelegt. Wegen des Shut-Downs findet die Premiere aber nur im Stream auf stew.one statt. Live-Termine sollen ab März folgen.
Musikvideos mit Schwebebahnfahrten sind zurzeit scheinbar sehr angesagt. Nach Jochen Rauschs „Stahlnetz“ und der in dieser Kolumne vor kurzem vorgestellten surrealistischen Schwebebahnfahrt des Musikduos Transatlantic Brotherhood stellte in der letzten Woche die illustre Kunst- und Musikerschar aus dem Umfeld der legendären Band Armutszeugnis ein knapp 30 Minuten langes Video ins Netz. Unter dem schlichten Titel „Mit der Schwebebahn von Oberbarmen nach Vohwinkel“ kann die von R.M.E. Streuf, Eugen Egner, Burkhard Ballein und Ulrich Galden untermalte Fahrt von Endstation zu Endstation bei Youtube aufgerufen werden. Zu hören sind sieben Musikzuspielungen aus 2018. Zu Streufs dadaistischen Nonsenstexten (zum Beispiel „Der Flame Ingo als Flamingo, wohl bekannt im ganzen Land“) und den von Egner dominierten schrillen Avantgardejazztönen erlebt man eine Fahrt aus vergangenen Tagen, vorbei am Döppersberg vor dem Umbau und am längst abgerissenen Kaufhaus „Koch am Wall“.

Der 1975 in Wuppertal geborene Jazzgitarrist Hanno Busch, hat soeben eine neue 7“ Vinyl-Singleplatte veröffentlicht. Schon im März 2017 hob die Wochenzeitung Die Zeit in einem Artikel über neue, junge interessante deutsche Gitarristen den Wuppertaler Busch besonders hervor, der „sich mit schillerndem Groove austobt“, wie er das vor allem bei seinem Quartett „Sommerplatte“ tut. Ruhigen, soliden, aber dabei sehr innovativen Jazz spielt das Hanno Busch Trio, dessen zweites Album mit dem Echo­-Jazz-Preis 2018 in der Kategorie Gitarre national ausgezeichnet wurde und das eigentlich auch beim leider Corona bedingt abgesagten Jazz-Meeting im vergangenen Jahr in Wuppertal auftreten sollte. Auch eher leise Töne, mit ruhigen fließenden Gitarrenlinien zeichnen die neue Single aus. Die A-Seite enthält ungewöhnliche Töne, die aus einer Klangsammlung von mit seinen Kindern während des Lockdowns im Wald aufgenommenen Percussion Sounds und Experimenten mit Sampler und Stimme entstanden. Auf der B-Seite spielt Busch mit dem Wuppertaler Bassisten Armin Alic (Henrik Freischlader Band und Royal Street Orchester) und Schlagzeuger Hendrik Lensing ein ganz ruhiges und entspannt daherkommendes Gitarrentriostück. Busch spielte schon mit vielen renommierten Jazzern, der NDR-Big Band, Bobby McFerrin und Peter Herbolzheimer, aber auch mit Alt-Rock’n-Roller Peter Kraus oder dem Pop-Star Sasha. Einer breiteren Öffentlichkeit bekannt wurde er darüber hinaus als Gitarrist der Hausband bei „TV-Total“ mit Stefan Raab. Seine neue Single-Platte „Back to Zero“ ist im Fachhandel oder unter www.frutextracks.de/ bestellbar.

Allen Lesern wünsche ich vor allem Gesundheit und eine weiterhin erträgliche Zeit zu Hause mit guter und spannender Musik. Ihr und Euer Rainer Widmann

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