Loveparade: Sprecher der Kreispolizei am Unglücksort.

Dietmar Trust, Sprecher der Kreispolizei, war nach Duisburg abgeordnet und führte Journalisten an den Ort des Unglücks.

Ennepe-Ruhr/Duisburg. Von oben die donnernden Beats der ahnungslosen Techno-Party-Gesellschaft, unten im längst abgesperrten Tunnel hektisch arbeitende Rettungsdienste und hinter Sichtschutzplanen abgelegte Tote. Als "unwirklich" bezeichnet Dietmar Trust, Pressesprecher der Schwelmer Kreispolizei die Szenerie nach dem Unglück bei der Loveparade am Samstag, die er hautnah miterlebte.

Neben zwei Motorradfahrern und zwei Kripomitarbeitern gehörte Trust zu den fünf Beamten der Schwelmer Kreispolizeibehörde, die für das Großereignis abgeordnet waren. Trust hatte schon bei der Loveparade 2007 in Essen als Pressesprecher teilgenommen und war auch in Duisburg Mitglied eines der vier mobilen Teams, die eventuelle Journalistenanfragen beantworten sollten - so lange nichts passierte ein ruhiger Dienst.

"Meine Schicht in Duisburg war beendet und ich war gerade zurück in Schwelm, als meine Tochter mich anrief, dass sie niemanden mehr in den Tunnel lassen", erzählt Trust von der dramatischen Wendung, die sich gegen 17 Uhr abspielte. Von "zehn Toten und mindestens 100 Verletzten", erfuhr er daraufhin bei seiner telefonischen Nachfrage von den Kollegen vor Ort.

Seine Tochter zu veranlassen, sofort umzudrehen und sich selbst ins Auto setzen und nach Duisburg zurückkehren war für Trust eins. "Die Kollegen vor Ort brauchten jeden Mann, denn natürlich war das Informationsbedürfnis jetzt riesig", berichtet Trust, der gegen 19.30 Uhr wieder in Duisburg war. Über die gesperrte A59 hatte er zumindest keine Probleme, schnell an den Geschehensort zu kommen.

"Unsere Infotrupps haben sich dann am Eingang zum Tunnel postiert, um Journalisten zu betreuen. Auf die vielen Fragen, wie genau es passiert ist oder wer Schuld hat, konnten wir allerdings auch keine Antwort geben", beschreibt Trust die Lage. Man müsse die Untersuchungen abwarten. Auch dazu, ob es nicht unverantwortlich gewesen sei, die Besucherströme durch einen Tunnel zu leiten, wollte er keine persönliche Einschätzung abgeben. "Es war aber sicher richtig, die Party oben nicht sofort abzublasen, um eine mögliche zweite Panik zu vermeiden", sagt er.

Noch bis ein Uhr betreute Trust Medienvertreter vor Ort, führte sie zur Unglücksstelle an der Rampe zum Festivalgelände, wo hinter zugehängten Bauzäunen immer noch die Toten lagen. Trust: "Die ermittelnden Kollegen der Mordkommission gingen da im Licht aufgebauter Scheinwerfer noch ihrer Arbeit bei der Spurenaufnahme nach."

Trust selbst war am Sonntag wieder vor Ort, um im Polizeipräsidium angesichts der Flut von Medienanfragen zu helfen. Dass er selbst psychologische Betreuung brauche, um das Erlebte zu verarbeiten, davon ging er am Montag nicht aus, schob in Schwelm wieder seinen regulären Dienst.

"Ich habe 15 Jahre als Sachbearbeiter des Kriminalkommissariats gearbeitet und dabei auch mit Todesfällen zu tun gehabt, insofern kann ich das sicher besser verarbeiten als so mancher junger Kollege", sagte der 48-Jährige. Fakt sei aber, dass allen Beteiligten der Kreispolizeibehörde sofort eine psychologische Betreuung angeboten worden sei.

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