Ausstellung: Bizarres Spektakel mit grotesken Objekten

In der Alten Post zeigen 43 Künstler ihre Werke.

Neuss. Wilhelm Mundt nervt. Die Videoinstallation „Dreifelderwirtschaft“ des Künstlers empfängt den Besucher der 64. Jahresausstellung im Kulturforum Alte Post. Ein Autofahrer, beide Hände ans Steuer gekrallt, brüllt während der Fahrt die Namen der Feldfrüchte, an denen er vorbeirast: „Weizen, Gerste, Kartoffeln, Rüüüüben!“ In einer Endlosschleife wiederholt sich das bizarre Spektakel.

Sich dem Werk zu entziehen, fällt jedoch schwer. Man bleibt stehen und starrt auf den Bildschirm — gebannt, abgestoßen oder amüsiert. Und so geht es dem Ausstellungsbesucher eigentlich mit nahezu allen Arbeiten. Sie lassen einen nicht kalt, sie faszinieren oder polarisieren. Es gibt Bilder von atemberaubender Schönheit und solche von rudimentärer Schlichtheit. Fotografien sehen aus wie gemalt und Acrylbilder wie mit der Kamera eingefangen.

43 Künstler stellen aus, und Kurator Klaus Richter hat es sich dieses Mal nicht leicht gemacht. Er war in Ateliers und in der Kunstakademie unterwegs, musste jungen Künstlern Mut machen und ältere Koryphäen umgarnen. Das Ergebnis kann sich schon deswegen sehen lassen, weil die Werkschau durch eine enorme Vielfalt besticht. „Im Vorjahr waren die Arbeiten doch durchgehend seriös. Jetzt sind ziemlich viele verrückte Sachen dabei“, sagt Richter.

Dazu zählen mit Sicherheit auch die grotesken Fahrräder von Axel Naß. Eines davon, so erzählt Richter lachend, habe dem Kulturforum sogar seinen eigenen kleinen „Putzfrauenskandal“ eingebrockt. Auf einem dreckigen Mountainbike ist die Nachbildung eines Widderkopfs montiert. Auslöser der „Affäre“ war jedoch nicht der Schädel, sondern der Dreck. Der rieselte von dem eigenwilligen Zweirad auf den Boden — Bestandteil des Kunstwerks. „Das hat unsere Putzfrau aber nicht gewusst. Na ja, den Rest kann man sich denken“, berichtet der Kurator.

Mit 23 Jahren ist Simon Evertz der jüngste Künstler in der Alten Post. „Er ist 2008 in Kursen bei uns erstmals ernsthaft mit der Kunst in Berührung gekommen. Simon ist ein ganz ruhiger, schüchterner Kerl“, weiß Hans Ennen, Leiter der Alten Post.

Seine Bilder lassen diese Charakterisierung kaum vermuten: Als ob eine Bombe im Atelier eingeschlagen hätte, wirken die Arbeiten wie eine urgewaltige Farbexplosion auf den Betrachter. Evertz hängt in der Alten Post neben Walter Urbach, dem mit 86 Jahren ältesten und wohl auch arriviertesten Künstler der Ausstellung. „Das wird Walter gefallen“, ist Richter überzeugt.

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