Osterath: Am Ende läuft Lena wie eine Banane über die Bühne

Im Schauspielkurs lernen die jungen Teilnehmer auch, Körper und Sinnen zu vertrauen.

Osterath. Ein wenig abenteuerlich muten die Vorstellungen vom Beruf des Schauspielers bei den acht- bis zwölfjährigen Mädchen und Jungen auch nach dem vierwöchigen Workshop noch an. Ja, der Schauspielerei treu bleiben wollen alle, auch wenn sie später erwachsen sind - doch zumeist nur nebenberuflich.

Millie will hauptberuflich Naturschützerin werden, Nora eigentlich Stewardess, die eine Lehrerin oder Apothekerin, der andere "durch die Weltgeschichte fliegen wie mein Vater". Auch Raphael hat eine genaue Vorstellung vom Job seiner Träume: "Physiker. Und Schauspieler. Obwohl - eigentlich doch lieber Autor. Ich schreibe doch immer so gute Aufsätze." Seine jungen Mit-Kommilitonen haben da für ihn ganz andere Vorschläge: "Quasselstrippe, Quatschkopp, Nervensäge", schallt es aus vielen Mündern.

Eines haben die acht Nachwuchs-Mimen dem Anschein nach auf jeden Fall im Schauspiel-Workshop von Christina Beyerhaus gelernt: Sie machen aus ihrem Herzen keine Mördergrube und haben in den vier Wochen mächtig Selbstbewusstsein getankt. Sie gehen aus sich heraus und offen auf Menschen zu.

Obwohl einige der Übungen schon ganz schön schwer gewesen seien, bekräftigt Nora: "Wir sollten einmal richtig laut schreien. Das habe ich mich zuerst gar nicht getraut."

Nur Bahnhof verstand Lena, als sie "eine Banane laufen" sollte. "Dann habe ich es aber kapiert. Man darf auf der Bühne nicht immer strikt geradeaus laufen, sondern soll einen leichten Bogen gehen." Nicht regungslos den Text herunterleiern, Emotionen zeigen, sein Gegenüber - oder gegebenenfalls das Publikum - immer anschauen: All das haben die Kinder gelernt. Und das zum Teil ganz unbewusst.

Christina Beyerhaus, in der Schauspielerei bis zu ihrer jüngsten Mutterschaft durch zahlreiche Fernsehproduktionen gestählt, versucht nicht, vor ihren Schülern die Bretter, die die Welt bedeuten, auszubreiten. Sie vermittelt ihnen vielmehr auf Umwegen Dinge, die sie auch im normalen Leben weiterbringen.

Deutlich zu sprechen, den Körper wahrzunehmen oder das richtige Atmen gehören ebenso dazu wie der Teamgedanke. "Ich lasse bestimmte Szenen mehrfach in unterschiedlicher Besetzung spielen, damit jeder mal in Haupt- oder Nebenrolle schlüpft und sich nicht zu wichtig nimmt", erklärt die 32-Jährige.

Bei den Übungen, die sie im evangelischen Gemeindezentrum durchführt, werden Gefühlswerte geschult. Das "Mörderspiel" etwa funktioniert wie Verstecken - nur, dass alle Beteiligten die Augen geschlossen haben. Die "Opfer" verschanzen sich im Raum, während der "Mörder" sich auf der Suche nach ihnen lautlos am Mobilar entlangtastet. "Dabei wird die Disziplin gefördert, denn das Spiel funktioniert ja nur, wenn alle die Augen geschlossen halten. Gleichzeitig muss man konstant aufmerksam bleiben und sich ganz auf seine akustischen Sinne verlassen", erläutert Beyerhaus.

Das kommt an bei den jungen Nachwuchs-Mimen, und Christina Beyerhaus weiß, dass sie vieles richtig gemacht hat, wenn Emily später sagen wird: "Ich liebe das Theater."

Nur Raphael lässt das alles ziemlich cool: "Ich stand schon mehrfach auf der Bühne, war in der Kirche beim Krippenspiel erst ein Hirte und habe dann den Josef gespielt." So einem alten Hasen kann man im Schauspielgeschäft natürlich nicht mehr viel vormachen.

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