Corona im Rhein-Kreis Corona: Entwarnung nicht in Sicht

Rhein-Kreis. · Die Zahl der an Corona Infizierten ist rückläufig. Laut Landrat Petrauschke ist die Gefahr deswegen aber noch nicht gebannt.

 Die Corona-Kurve hatte Ende März ihren Höhepunkt. Seit April geht sie zurück.

Die Corona-Kurve hatte Ende März ihren Höhepunkt. Seit April geht sie zurück.

Foto: RP-Grafik: Carla Schnettler

260 – das ist bis jetzt die höchste Zahl der mit dem Coronavirus Infizierten, die der Rhein-Kreis am 26. März und noch einmal am 31. März vermeldete. Seit dem 1. April geht die Zahl langsam zurück, von 229 (1. April), auf 219 (2. April), dann auf 212 (3. April) und schließlich 184 Fälle am 7. April. Acht Menschen aus dem Rhein-Kreis sind bis jetzt an dem Virus verstorben.

Eine Entwicklung, die Hoffnung macht? Landrat Hans-Jürgen Petrauschke warnt: „Die Zahl der aktuell am Coronavirus Erkrankten ist in den vergangenen Tagen recht stabil. Wir sind aber lange noch nicht über den Berg. Uns werden täglich Neuinfektionen bekannt. Virologen erwarten die Höchstzahl an Infizierten und insbesondere auch an schwer Erkrankten erst für den Mai.“

Und dafür laufen die Planungen weiter auf Hochtouren, so unter anderem mit einem geplanten Behelfskrankenhaus in den Böhler-Hallen in Büderich. Dort entsteht eine provisorische Pflegeeinheit mit 300 bis maximal 500 Betten. Gedacht ist die Behelfseinrichtung nicht vorrangig für Corona-Patienten, sondern für solche, die nach einer Operation „nur“ noch der Nachsorge bedürfen. Die Intensivplätze mit Beatmungsgeräten wurden längst in allen Krankenhäusern im Rhein-Kreis aufgestockt. So hat das Johanna-Etienne-Krankenhaus, wie Sprecherin Christina Jacke sagt, aktuell 16 solcher Betten (vor der Corona-Krise waren es zehn), die alle belegt sind, allerdings nicht nur mit Corona-Patienten. „Wenn nötig, können wir die Anzahl auf 20 aufstocken“, so Jacke, die auch betont: „Selbst wenn der Bund mehr Beatmungsgeräte liefert, stellt sich dann noch immer die Frage, woher bekommen wir das entsprechende Fachpersonal, das notwendig ist, um diese Plätze zu betreuen?“

Carsten Thiel fordert mehr
Intensivbetten für den Kreis

Dort befürchtet auch Ulla Dahmen, Sprecherin des Rheinland Klinikums, arge Engpässe. An den Standorten Neuss, Grevenbroich und Dormagen hält das Klinikum 40 Intensivplätze mit Beatmungsgeräten bereit, die aktuell nicht alle besetzt seien. Doch die Zahl, so Dahmen, ändere sich stündlich. „Bei Bedarf kann diese Kapazität stufenweise mit Not-Intensivbetten verdoppelt werden. Dafür sind alle Vorbereitungen abgeschlossen“, informiert sie.

Beruhigend findet Carsten Thiel das nicht. Der UWG-Chef hatte sich bereits Ende März zur Zahl der Intensivbetten mit Beatmung im Rhein-Kreis geäußert. Er sagt: „Ausgehend davon, dass im Bund von circa 27 000 auf 40 000 Betten aufgestockt wird, wird ein Schnitt von 2000 Einwohnern pro Bett erreicht. Daher ist der Schnitt von 4700 Einwohnern pro Bett im Rhein-Kreis nicht ausreichend.“ Thiel fordert den Landrat auf, mehr bereit stellen zu lassen. Petrauschkes Meinung nach zeigen die leicht sinkenden Zahlen, dass die Einschränkungen im öffentlichen Leben richtig seien. Auch diejenigen, die unter Quarantäne gestellt werden müssen, werden weniger: Höchststand waren bis jetzt am 23. März 1226 Personen, Rückgang seit dem 2. April von 800 auf 748 (3. April), 693 (5. April), 640 (6. April), 582 (7. April). „Gerade mit Blick auf die anstehenden Ostertage gilt es aber, dass sich alle weiter an die Verhaltensregeln halten“, so Petrauschke, der sich nicht konkret dazu äußert, in welchem Bereich zuerst Lockerungen sinnvoll wären: „In Abstimmung mit den Virologen sollten zunächst Einschränkungen für die Bereiche gelockert werden, von denen die geringste Gefährdung für eine weitere Ausweitung der Pandemie ausgeht.“ Er plädiere aber für eine einheitliche Regelung.

Eine Maskenpflicht würde nach Meinung von Michael Dörr, Leiter des Kreisgesundheitsamtes, schon daran scheitern, „dass nicht ausreichend für eine flächendeckende Nutzung auf dem Markt verfügbar sind.“ Selbst gefertigte Masken böten nach Studienlage nur einen 50-prozentigen Schutz, „wiegen den Träger womöglich in trügerischer Sicherheit“, sagt der Mediziner.

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