OB-Kandidat Anno Jansen-Winkeln: „Konkurrenz ist nicht ehrlich“

Für die FDP steht Anno Jansen-Winkeln am Sonntag zur Wahl.

Mönchengladbach. Ein Dutzend Kartons mit Wahlbroschüren belagern einen Großteil der Terrasse von Anno-Jansen-Winkeln. Seinen Lieblingsplatz, den Garten, muss der FDP-Oberbürgermeister-Kandidat derzeit mit den Kisten teilen. Lieblingsplatz und Arbeit widersprechen sich bei dem 45-Jährigen aber nicht, sie ergänzen sich.

"Wenn es mal mit einem Brief nicht klappt, dann grabe ich eine Stunde im Garten, und es geht." Weil er als Unternehmer selbstständig sei, könne er sich Zeit und Ort einteilen. E-Mails - auch jetzt im Wahlkampf - beantwortet er gerne mit seinem Laptop am Veranda-Tisch.

Nur einen Meter entfernt von den sieben Gartenschuhe, die auf den Rest der Familie warten. Der fünffache Vater hat mit der Familie über seine Kandidatur gesprochen und "die Kinder sind zum Glück über das Alter hinaus, in denen ihnen peinlich ist, dass Papa an jeder Laterne hängt". So erfahre er viel Unterstützung und Zuspruch in der Familie.

Eine Parallele zwischen seinem Familien- und Politikerleben sieht Jansen-Winkeln: "Es bringt Eltern und Kinder wesentlich weiter, wenn sie erst einmal zuhören." Während viele Politiker nicht immer die Tugend hätten, sehr lang sehr gut zuzuhören. Was er an der Kommunalpolitik toll finde, sei, dass sie konkret sei. "Deshalb habe ich auch andere Angebote auf Bezirks- und Landesebene nicht angenommen."

Mal einem Nachbarn zu helfen, für ihn einen Brief zu schreiben, das sei "konkret". "Wir versuchen immer, viele Dinge politisch zu lösen, die eigentlich zu lösen wären, indem wir Menschen und Plattformen zusammenbringen."

Es gebe eine ganze Reihe Nöte der Mönchengladbacher, von denen nur wenige wirklich wahrgenommen würden. "Eine banale Sache, wenn zum Beispiel eine Familie mit zwei Kindern immer früh aufsteht, passen für die die Angebote in der Stadt?", fragt Jansen-Winkeln.

Wenn Menschen ein konkretes Anliegen hätten, sei es entscheidend, als Politiker verfügbar zu sein. "Das ist unsere Servicefunktion." Ansonsten glaubt er, dass "wir Politiker dazu neigen, unseren Stellenwert und den von Politik für die Menschen zu überschätzen". Er gehe davon aus, dass sein Name und Bild in der Stadt "nicht sehr bekannt sind".

Politisch stehe er für eine "Klientelpolitik des Mittelstands, der in den vergangenen Jahren extrem belastet worden ist". Es gebe in der Stadt "viele soziale Probleme, und die Stadt greift immer dem Mittelstand in die Tasche". Am Ende stehe eine Belastung von 65 Prozent Abgaben.

Was den Bereich Wirtschaft angehe, sei das "MG-Problem", Arbeitsplätze zu schaffen. "Da vermisse ich die Einigkeit in der Politik. Ein Beispiel: Die FDP hat als einzige gesagt, baut Fruchtsaft Krings so hoch, wie ihr wollt. Sichtprobleme sind sekundär." Von ihm aus könnte die Stadt Gewerbestücke verschenken. Volkswirtschaftlich sei das am Ende für die Stadt ein Gewinn.

Der soziale Faktor in der Stadt sei ganz eng mit dem wirtschaftlichen verknüpft. Man könne viele Programme fordern. Am Ende kenne man aber die Möglichkeiten der Stadt. "Mönchengladbach hat wirtschaftlich noch kein eigenes Profil." Einer Stadt gehe es gut, wenn die Menschen Arbeit hätten. "Das wäre meine wichtigste Aufgabe als OB."

Was Bildung angeht, müssten Schulen "ein Profil bilden, unterschiedliche Angebote haben, und Menschen müssen die Möglichkeit haben, ihren Lebensweg da zu finden". Eine fünfte Gesamtschule gebe es "mit Unterstützung der FDP". Wenn es die Bildungslandschaft erfordere, werde es eine sechste geben. "Aber ich glaube nicht, dass das so ist."

Bei der Frage nach der Kultur fällt Jansen-Winkeln sofort die Diskussion um den Theater-Etat und Spartenschließungen ein: "Ich halte es für einen Akt der Ehrlichkeit, wenn man für etwas steht. Wir sagen, wie es ist. Die Konkurrenz ist da nicht ehrlich."

Beim Verkehr wolle die FDP, "dass die Stadt eine autofreundliche bleibt und zusätzlich eine fahrradfreundliche wird". Und bei der Stadtverwaltung wolle die FDP weitere Teile privatisieren. Nach seinem persönlichen Sparbeitrag als OB gefragt, antwortet Jansen-Winkeln: "Ich weiß nicht.Was hat der denn? Ich bin der Meinung, dass man Dinge bescheiden angehen sollte."

In welcher Koalition die politischen Ziel verfolgt werden könnten, fasst Jansen-Winkel so zusammen: "Wir stehen im bürgerlichen Lager. Alle am Rand des Spektrums schließe ich aus."

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