Probenbesuch in der Musikschule Jung und Alt gemeinsam erfolgreich

Rheydt. · Am Samstag stehen „Fun“ und das Jugendsinfonieorchester gemeinsam auf der Bühne.

 Bei der Sommermusik stehen „Fun“ und das Jugendsinfonieorchester – wie hier im vergangenen Jahr – regelmäßig auf der großen Bühne am Schloss Rheydt.

Bei der Sommermusik stehen „Fun“ und das Jugendsinfonieorchester – wie hier im vergangenen Jahr – regelmäßig auf der großen Bühne am Schloss Rheydt.

Foto: Reichartz,Hans-Peter (hpr)

Günter vom Dorp steht in T-Shirt und Shorts in einer Sitzreihe des Carl-Orff-Saals der Musikschule. Der 68-jährige hat eine Hand in der Hosentasche vergraben und schmettert in sein Mikro: „Always on my mind“ von Elvis Presley. Es ist Montagabend, fünf Tage vor dem Konzert seiner Band „Fun“ mit dem Jugendsinfonieorchester. Als „Fun and Friends“ spielen sie gemeinsam bei der Sommermusik Schloss Rheydt. Draußen sind 32 Grad, drinnen gefühlt 40.

Keiner der 60 Orchestermitglieder hat die erste gemeinsame Probe geschwänzt, trotz Affenhitze und Sommerferien. Musikschulleiter Christian Malescov, der die Gesamtleitung hat, wischt sich den Schweiß von der Stirn. „Kann mal jemand die Heizung runterstellen?“ fragt er. Die Stimmung ist locker, es wird viel gelacht. Dabei gehen Band und Orchester straff ein Stück nach dem anderen durch. Malescov muss immerhin 60 Jugendliche in Urlaubsstimmung auf die Spur bringen. Manch einer hat seit Wochen sein Instrument nicht mehr angefasst. Doch alle sind nun konzentriert dabei. „Ich habe jetzt schon ein kribbeliges Gefühl“, sagt der 15-jährige Geiger Frederik, „so sehr freue ich mich auf das Konzert.“

Seit zwölf Jahren spielen „Fun“ und das Jugendsinfonieorchester jährlich drei Konzerte bei der Sommermusik im Schloss Rheydt und der Wintermusik im Kunstwerk Wickrath. Zu jedem Auftritt kommen mehr als 1000 Zuschauer. Dabei sind die Akteure eine halbprofessionelle Oldieband und ein Musikschulorchester. Dass ein Format wie dieses so erfolgreich ist, gibt es nirgendwo sonst in Deutschland.

Die Mondlandung soll
musikalisch verarbeitet werden

Im Winter spielen „Fun and Friends“ Popsongs von den 1960er Jahren bis heute und klassische Stücke. Bei der Sommermusik ist es nur Pop, aber für Sinfonieorchester arrangiert. Peter Lischewski hat die meisten Arrangements geschrieben. Dieses Jahr steht Elvis genauso auf der Setlist wie Coldplay und Simon & Garfunkel. Die erste Mondlandung vor 50 Jahren wird „Fun“ am Samstag ebenfalls musikalisch verarbeiten.

Die Musikschüler proben die Stücke heute zum ersten Mal. Dass sie direkt vom Blatt spielen können, zeigt das Niveau ihrer klassischen Ausbildung. Der Ex-WDR-Moderator vom Dorp hat ein extrem gutes Gespür dafür, wie man Spannung aufbaut. Schon als Grundschüler war er ein gefragter Kasperltheater-Spieler. „Damals habe ich alles darüber gelernt, wie man sein Publikum bei der Stange hält.“ Neben ihm gibt es zwei weitere Frontsänger: Nadine Stapper und Rob Sure.

„Dieses Konzert ist mein Herzensanliegen“, sagt vom Dorp, der Initiator der Winter- und Sommermusik. „Im Grunde habe ich beide Festivals drumherum gestrickt.“ Alle anderen Musiker, die bei der Sommermusik auftreten, sind Profis. „Das Orchester ist durch die Konzerte mit Fun selbstbewusster und leistungsfähiger geworden“, sagt Malescov.

Er selbst hört privat nie Popmusik. Aber er findet schade, wenn klassische Musiker nichts anderes gelten lassen. „Ihr müsst den Rhythmus spüren, dann läuft es und macht Spaß.“ Das gelingt auf der Bühne. „Fun and friends“ hat etwas von einem großen Familienfest. Der Jüngste, ein Posaunist, ist zwölf Jahre. Der Älteste ist 68. Und Frederik hat inzwischen eine neue Lieblingsband: die Beatles.

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