Auf Mönchengladbachs Straßen Fußgänger fühlen sich oft unsicher

Mönchengladbach. · Wer zu Fuß unterwegs ist, hat in Mönchengladbach an etlichen Stellen Probleme. Was tut die Stadt dagegen?

 Ein häufiger Grund für Unfälle mit Fußgängern: Sie treten vor einem Sichthindernis auf die Fahrbahn.

Ein häufiger Grund für Unfälle mit Fußgängern: Sie treten vor einem Sichthindernis auf die Fahrbahn.

Foto: Bauch, Jana (jaba)

Neulich auf der „Blauen Route“ am Hugo-Junkers-Park: Ein Fußgänger überquert mit einem etwa fünf Jahre alten Kind die Brucknerallee. Auf der anderen Straßenseite naht auf dem Radweg, den rötliches Pflaster auf dem Bürgersteig markiert, eine Radfahrerin. Die Wege der Verkehrsteilnehmer kreuzen sich an der Bordsteinkante. Die Radlerin schimpft, weil die Fußgänger ihr vermeintliches Reich von der Seite betreten wollen. Der Fußgänger ruft ihr hinterher, dass das eine Fahrradstraße sei und sie daher auf der Straße zu fahren habe – und nicht auf dem Radweg.  Die Blaue Route wurde zwar eigens für Radfahrer geschaffen, Konflikte bleiben trotzdem nicht immer aus.

Eine 68-Jährige Rheydterin fühlt sich als Fußgängerin auf vielen Straßen regelmäßig in Gefahr. „Meinen Freiraum als Fußgängerin nehmen mir zunehmend Radfahrer, die sich regelwidrig verhalten“, sagt die Frau. Und zählt auf, was sie zu diesem Eindruck führt: „Radfahrer unterschiedlichen Alters benutzen den Fußgängerüberweg, kürzen über den Bürgersteig hinweg ab, befahren den Radweg in die falsche Richtung, stoppen nicht ab, wenn Fußgänger den Zebrastreifen überqueren wollen und vieles mehr.“ Fazit der Rheydterin: „Fußgänger scheinen keine Lobby zu haben in dieser Stadt.“

Keine Lobby?

Damit liegt die Rheydterin insofern richtig, als viele Mitglied des Automobilclubs ADAC sind, es mit dem ADFC eine sehr aktive Radfahrerlobby gibt, aber ein Fußgängerverband zumindest bislang in Mönchengladbach nicht von sich reden machte. In anderen Städten gibt es Ortsgruppen des Vereins „Fuss“ – in Köln, Hilden oder Bremen. In der Mönchengladbacher Arbeitsgemeinschaft Nahmobilität gebe es zwar Vertreter für die Interessen Behinderter, die auch Fußgänger im Blick hätten, sagt die städtische Mobilitätsbeauftragte Caprice Mathar. Aber eben keine Lobby, die auf die Rechte von Fußgängern pocht. Sind Fußgänger also benachteiligt?

Unfallgeschehen

Rein statistisch sind Radfahrer häufiger als Fußgänger Opfer von Unfällen, an denen auch ein Auto beteiligt ist. Das sagt der städtische  Masterplan Nahmobilität, der Daten der Polizei für die Jahre 2012 bis 2015 ausgewertet hat. Demnach waren in diesem Zeitraum von 1509 Opfern solcher Unfälle 61 Prozent (921) Radfahrer und 39 Prozent (588) Fußgänger. Von Fußgängerunfällen wurden 70 Prozent von Autos, fünf Prozent von Radfahrern und 25 Prozent von Fußgängern verursacht. „Hauptunfalltyp mit Fußgängerbeteiligung ist das Fahrbahnqueren (46 Prozent). Daneben sind jeweils 24 Prozent der Fußgängerunfälle auf einen sonstigen Unfalltyp oder Abbiege-Unfälle zurückzuführen“, heißt es im Masterplan. Wenn der Fußgänger den Unfall verursacht hat, dann meist durch plötzliches Hervortreten hinter Sichthindernissen oder fehlende Beachtung des Verkehrs. Wenn Autofahrer schuld sind, liegt das überwiegend (65 Prozent) am falschen Verhalten gegenüber Fußgängern etwa beim Abbiegen oder an Fußgängerfurten.

Rahmenbedingungen

Es ist aber nicht nur das Verhalten der Verkehrsteilnehmer, das zu Unfällen und Nachteilen für Fußgänger führen kann. Schlechte Gestaltung des Verkehrsraums gehört auch dazu: zu hohe Bordsteine für Rollator-Nutzer oder Kinderwagen-Schieber; viel zu schmale Bürgersteige, die sich Fußgänger womöglich auch noch mit Radfahrern teilen müssen; schlecht getaktete Phasen an Fußgängerampeln an mehrspurigen Hauptverkehrsstraßen... – der Masterplan hat viele solcher Mängel verortet und aufgelistet. Angesichts begrenzter Mittel und Personalstärke wird die Stadt aber wohl so schnell nicht allerorten Abhilfe schaffen können.

Was tut die Stadt?

An zwei Dutzend Ampeln sei die Schaltung bereits für Fußgänger optimiert worden oder eine Optimierung in Arbeit, so die Stadt.  „Grundsätzlich werden bei allen Überplanungen von Kreuzungsbereichen die signaltechnischen Gegebenheiten überprüft und mit allen Beteiligten – Mobilitätsbeauftragte, Fachbereich Stadtentwicklung und Planung, Polizei, Straßenverkehrsbehörde – neu abgestimmt“, sagt Mike Offermanns von der Stadt. „Wir sind dran“, versichert auch Caprice Mathar. Und: „Bürger können sich gerne immer bei mir melden, um Probleme zu melden und zu besprechen.“

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