Thema im NRW-Landtag Loverboys - Wie junge Mädchen in die Prostitution gebracht werden

Düsseldorf · Im NRW-Gleichstellungsministerium, aber auch im Landtag ist die perfide Methode der sogenannten Loverboys demnächst Thema.

 Screenshot aus dem Info-Film „Sag nein! – zu sexueller Ausbeutung und Loverboys“ des NRW-Ministeriums für Gleichstellung (MHKBG).

Screenshot aus dem Info-Film „Sag nein! – zu sexueller Ausbeutung und Loverboys“ des NRW-Ministeriums für Gleichstellung (MHKBG).

Foto: MHKBG NRW

Er ist ein richtiger Mädchenschwarm. Er gibt sich so verständnisvoll. Bietet seine Schulter zum Weinen, seine Hand zum Festhalten. Er verspricht eine neue, schönere Zukunft. Nur du und er. Wozu die anderen? Er verspricht so viel,  und er will dich so schnell in seinem Bett. Und nicht nur er.  Auch seine angeblichen Freunde. Nein, glaub ihm nicht, dass das normal ist. Glaub ihm auch nicht, wenn er dir von seinen Schulden erzählt. Davon, wie nur du ihm helfen kannst. Mit deinem Körper. Das erste Geld ist schnell weg, und er will immer mehr. Auf einmal bist du in einer fremden Stadt, wirst verkauft an fremde Männer…

Das sind Sätze aus einem Film. Einem bitterernsten Zeichentrickfilm. Sie haben einen wichtigen Zweck: Sie sollen junge Mädchen erschrecken, warnen und aufklären. Aufklären über die „Loverboy-Methode“.  Die kann man freilich auch im Amtsdeutsch beschreiben: dass weibliche Minderjährige oder junge Frauen durch heranwachsende junge Männer, Loverboys,  unter Vorspiegelung einer Liebesbeziehung in ein emotionales Abhängigkeitsverhältnis gebracht werden. So jedenfalls heißt es in einem Papier des NRW-Ministeriums für Gleichstellung.

Das von Ina Scharrenbach (CDU) geführte Ministerium hat auch den Film gemacht, der auf den von Jugendlichen angesteuerten Kanälen im Internet eben diese erreichen soll. Und auch bereits erreicht hat: Seit Veröffentlichung Mitte März wurde der Zweieinhalb-Minuten-Film 204.000 Mal auf Facebook angesehen, 15.000 mal auf Twitter und rund 2000 Mal auf Youtube. Und doch reicht das dem Ministerium nicht aus. Zurzeit entwickelt man eine weitere Kampagne, geplant für den Herbst. Dann soll das so bedrückende Thema weiter in die Öffentlichkeit gebracht werden.

Auch im Landtag wird überlegt, was getan werden kann und muss, um denen das Handwerk zu legen, die die Erkenntnis, dass Liebe blind macht, gegenüber jungen Mädchen ausnutzen. Am 5. Juli wird es im Ausschuss für Gleichstellung und Frauen eine Expertenanhörung zu dem Thema geben.

Es ist nicht leicht, Licht in das Dunkel dieser heimtückischen Methode zu bringen. Nach dem „Bundeslagebild 2017“ des Bundeskriminalamts wurde bei über einem Viertel der Opfer von Menschenhandel zur sexuellen Ausbeutung die „Loverboy-Methode“ angewandt. 2017 waren dies 127 von insgesamt 489 festgestellten Opfern von Menschenhandel (26 Prozent). 2016 waren es „nur“ 85 von insgesamt 4888 Opfern von Menschenhandel (17,8 Prozent) .

Zwar gibt es in NRW vom Land geförderte spezialisierte Beratungsstellen für Opfer von Menschenhandel.  Auch gibt es etwa in Düsseldorf die Elterninitiative für Loverboy-Opfer. Und natürlich drohen Menschenhändlern Strafen, so sie denn gefasst werden. Doch wichtiger als Maßnahmen, die greifen, wenn schon etwas passiert ist, ist Prävention. Tätern fällt es leichter als früher, über soziale Netzwerke oder Dating-Portale junge Frauen zu kontaktieren. Eben daher muss Aufklärung auch da stattfinden,  wo die Täter angreifen, eben im Internet, sagt ein Sprecher des Gleichstellungsministeriums und verweist auf das vielfach geteilte Video. Auch gibt es Schulprojekte wie das an einer Realschule in Dortmund, wo Schüler in Workshops vor Augen geführt bekommen, welche Strategien Loverboys anwenden und wie man vermeidet, darauf hereinzufallen.

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