Fast alle wollen ihre Kreuzchen machen

Wählen zu gehen, ist eine Selbstverständlichkeit. Diese Meinung vertraten viele Bürger am WZ-Mobil.

St. Tönis. Am Sonntag wählt Deutschland. Zwei Kreuze reichen aus, um Einfluss auf den politischen Kurs zu nehmen. Und wie es sich gehört, wird vorab über demokratisches Handeln im Allgemeinen und über Wahlprogramme im Speziellen diskutiert.

Das war auch am WZ-Mobil der Fall, das am Donnerstagvormittag auf der Hochstraße in St. Tönis gegenüber dem Eiscafé Fontanella stand. Unsere Frage an Sie lautete: „Gehen Sie wählen?“

„Nein, ich gehe nicht wählen“, antwortet Angelika Lövenich. „Alle Politiker versprechen viel und halten wenig. Keiner interessiert sich für den Bürgerwillen. So läuft das nicht mit mir“, sagt sie. Die Politikverdrossenheit anderer versteht sie gut und ist mit ihrer Meinung nach eigener Aussage nicht allein. „Viele geben mir Recht, trauen sich aber nicht, das öffentlich zu sagen“, sagt Lövenich.

„Das ist doch Quatsch“, kontert Siegmar Porrmann. Er sagt: „Geben Sie am Wahltag einen leeren Stimmzettel ab. Dann zählt ihre Stimme ebenfalls nicht, doch Sie haben Ihre Wahl getroffen.“ Er selbst geht wählen und hat vor allem das Parteiprogramm der Linken genau studiert. „Dreiviertel von dem finde ich gar nicht mal so schlecht“, sagt er. Resignation und Protest sind seiner Meinung nach für viele Bürger Wahlanreize.

„Das Thema Rente interessiert mich in den Wahlprogrammen besonders“, sagt Friedel Herz. „Am Ende machen die Politiker aber eh, was sie wollen“, fügt er hinzu.

„Wir sollten froh sein, in einer Demokratie zu leben“, gibt Günther Schneider zu bedenken, der „grundsätzlich“ wählen geht. Als Gewerkschaftler fühlt er sich den Sozialdemokraten verbunden.

„Politik ist ein Männerthema“, findet Dieter aus dem Kahmen. Ob beim Marktcafé des Vereins Alter-nativen im Mertenshof oder woanders — stets werde Politik eher von Männern als von Frauen diskutiert.

Seine Stimme hat Werner Arndt bereits per Briefwahl abgegeben. „Es ist zehn nach zwölf“, beschwert er sich über „die unglaubhaften großen Parteien, die das Land und die Finanzen ruiniert haben“. Auch das ist Demokratie: Der Bürger darf mit seiner Stimme kritisch hinterfragen oder eben protestieren.

„Ob ich wähle? Das ist ja wohl logisch. Ich habe in der Schule ja aufgepasst“, sagt der eingefleischte Briefwähler Carl-Heinz Steeg. „Das ist mein Recht und das nutze ich. Über Politik rege ich mich nicht auf, nur über Fußball“, sagt der Borussia-Fan.

Albert Kolnsberg ist am Sonntag zum dritten Mal als Wahlhelfer aktiv. „Morgens um 7.30 Uhr muss ich im Wahllokal in den Räumen eines Kindergartens sein“, erzählt er. Dann werden die Wahlhelfer in eine der zwei Fünf-Stunden-Schichten eingeteilt. Abends ist noch Auszählen angesagt — eine Art Wahlparty gibt es danach nicht. „Dann sind alle kaputt und wollen nach Hause“, sagt Kolnsberg.

Auch Annegret Friedrichs und Werbering-Mitglied Uli Peeren stellen sich am Sonntag als Wahlhelfer zur Verfügung. „Ich habe dazu ein Einladungsschreiben der Stadt bekommen“, berichtet Peeren. Für Friedrichs ist der Wahlgang „eine Selbstverständlichkeit“.

An seine erste Bundestagswahl erinnert sich Horst Becher. „Das war 1961. Da habe ich Adenauer gewählt.“ Fortan war Becher 35 Jahre in der CDU politisch aktiv. Der Gang zur Wahlurne sei eine Bürgerpflicht, sagt er: „Nach der Wahl sind es die Nichtwähler, die sich beschweren und die Klappe aufreißen.“

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