Grefrath Schüler erinnern an eine jüdische Familie

Noch bis zum 18. März beschäftigt sich eine Ausstellung in der Sparkasse mit dem Leben der Geschwister Frank und der Geschichte der Grefrather Juden.

Grefrath: Schüler erinnern an eine jüdische Familie
Foto: Friedhelm Reimann

Grefrath. In den meisten Nachbarkommunen gibt es schon Stolpersteine, in Grefrath hingegen noch nicht. Das wird sich im November ändern. Dann wird der Künstler Gunter Demnig in Grefrath die ersten Stolpersteine verlegen.

Für den Sozialwissenschaftskurs der Stufe 8 an der Sekundarschule Grefrath sind sie aber schon jetzt ein Thema. Seit über einem Jahr beschäftigen sich die Schüler zusammen mit ihrem Lehrer Jürgen Schwalk mit der Lebensgeschichte der jüdischen Familie Frank, die an der Bahnstraße 14 in Grefrath lebte.

Einige Ergebnisse präsentieren die Schüler in einer Ausstellung, die Montag eröffnet wurde und bis zum 18. März während der Geschäftszeiten in der Sparkasse Grefrath zu sehen ist. An drei Pinnwänden im Foyer zeigen die Schüler Ausschnitte aus dem Leben der Geschwister Emma, Rosalie und Jakob Frank, die mit ihrem Verwandten Carl Salomon Levy zusammen an der Bahnstraße wohnten. Bekannt ist unter anderem, dass die Familie am 25. Juli 1942 nach Theresienstadt deportiert und wenige Zeit später dort ermordet wurde. Die Schüler wissen auch, dass Jakob Frank mit seinen Geschwistern in Grefrath eine Metzgerei betrieb, die 1938 enteignet wurde. Und sie haben den Stammbaum der Familie ermittelt, der auch in der Ausstellung zu sehen ist.

Weitere Themen auf den Schautafeln sind Eindrücke aus Theresienstadt, Erklärungen zu den Stolpersteinen, die Geschichte der Juden in Grefrath und der ehemalige jüdische Friedhof in Oedt.

Vincent (13) und Jonas (15) sind Schüler des Sozialwissenschaftskurses. „Wir wollen mit der Ausstellung das Thema Stolpersteine in der Öffentlichkeit präsenter machen“, sagen sie übereinstimmend. Ihre Informationen über das Leben der Familie Frank haben sie aus einem Buch über Grefrather Juden und aus dem Gemeindearchiv. „Wir suchen deshalb noch Menschen, die etwas über die Familie Frank wissen“, sagt Jürgen Schwalk. Wer helfen kann, erreicht Schwalk und seine Schüler über das Sekretariat der Sekundarschule.

Die Idee, sich mit jüdischen Familien und Stolpersteinen zu beschäftigen, kam nicht aus der Schule selbst. Vielmehr hat der pensionierte Lehrer Alfred Knorr die Initiative ergriffen. Er machte der Sekundarschule und auch der Liebfrauenschule den Vorschlag, sich mit dem Thema zu beschäftigen. Knorr hat diese Idee auch in den Gemeinderat getragen, dem er als CDU-Mitglied angehört. Mit einer deutlichen Mehrheit von rund 94 Prozent der Stimmen hatten die Politiker Ende des vergangenen Jahres beschlossen, dass in Grefrath Stolpersteine verlegt werden.

Knorr freut sich darüber, dass die Schulen das Thema selbstständig bearbeiten und seine Hilfe dafür nicht mehr brauchen. An der St. Laurentiuskirche in Grefrath sind auf einer Stele 25 Namen von Juden eingraviert, die in Grefrath gelebt haben. „16 von ihnen kommen für die Stolpersteine infrage“, sagt Frank. Von den anderen wisse man nicht, ob sie bis zum Schluss in Grefrath gelebt hätten.

An der Liebfrauenschule beschäftigt sich eine andere Schülergruppe mit dem Leben der Familie Sanders, für die auch Stolpersteine verlegt werden sollen.

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