Kempen „Höllischen Spaß“ mit der Querflöte

Bettina Landmann spielt seit 52 Jahren Flöte, 40 davon auf der Bühne und 35 Jahre als Solistin bei den Niederheinischen Sinfonikern.

Kempen: „Höllischen Spaß“ mit der Querflöte
Foto: Friedhelm Reimann

Kempen. Ein Leben ohne Querflöte, das kann sich Bettina Landmann nicht vorstellen. Als sie vor 52 Jahren erste Töne auf dem Instrument spielte, war das „eher Zufall“, wie sie sagt. „Die Querflöte war da, sie gehörte meinem Vater, der aber nicht mehr gespielt hat.“ Als Neunjährige hätte sie nichts über dieses Instrument gewusst. Das ist heute nicht mehr so. Bettina Landmann feiert in dieser Spielzeit ihr 40-jähriges Bühnenjubiläum am Theater Krefeld/Mönchengladbach und spielt seit 35 Jahren die Soloflöte bei den Niederrheinischen Sinfonikern.

In Kempen wohnt die Musikerin seit 1987. „Wir sind meinem Mann aus Düsseldorf hinterhergezogen“, sagt die gebürtige Westfalen. Peter Landmann ist noch in guter Erinnerung als Erster Beigeordneter der Stadt und als Motor vor allem für die Klassik-Konzerte, denen er heute noch als künstlerischer Leiter von „Kempen Klassik“ verbunden ist. Wir, das waren damals sie und ihr einjähriger Sohn Martin-Lukas. Später kam noch Tochter Friederike dazu.

Musikerin mit Kindern, das sei ein Spagat gewesen, erinnert sie sich. Bettina Landmann hat nur kurze Pausen nach den Geburten gemacht. Schnell sei es wieder mit Proben und Auftritten weitergegangen. „Das hat gut geklappt. Dank unserer hervorragenden Kinderfrau und etwa zehn bis zwölf Babysittern“, sagt Landmann. Nachmittags sei sie meist zu Hause gewesen. „Aber morgens früh raus wegen der Familie und abends spät ins Bett wegen der Musik, das war schon anstrengend.“

Dennoch scheint der Beruf der Mutter für Sohn und Tochter keine abschreckende Wirkung gehabt zu haben. Beide sind der Musik verbunden, spielen Instrumente und singen. Tochter Friederike will sogar Dramaturgin an einem Theater werden.

„52 Jahre Flöte — und es macht mir noch immer höllisch Spaß“, sagt die Wahl-Kempenerin. Doch, um gut in der Musik zu sein, bedarf es auch des körperlichen Trainings. Kondition, Kraft, Atmung und Beweglichkeit müssen stimmen. Und, sagt sie ganz pragmatisch: „Je älter man wird, desto länger muss man trainieren.“ Tatsächlich fallen im Gespräch mit der Musikerin immer wieder Begriffe aus dem Sport. Wie: „Den ‚Rosenkavalier’ spielen ist so, als würde man auf die alten Tage noch mal Marathon laufen.“

Bettina Landmann

Als sich Bettina Landmann Ende der 1960er-Jahre für eine Laufbahn als Orchestermusikerin entschied, war das ein ungewöhnlicher Wunsch, denn der Anteil von Frauen in den deutschen Orchestern war damals noch gering. Vieles hat sich, seitdem die Flötistin ihre Karriere begonnen hat, zum Positiven verändert. Heute ist es eine Selbstverständlichkeit, dass Musikerinnen und ihre männlichen Kollegen gleichberechtigt auf Augenhöhe agieren.

Seit 1980 gehört Bettina Landmann als Soloflötistin den Niederrheinischen Sinfonikern an. Eine Zeitspanne, in der sie viele Phasen des Gemeinschaftstheaters hautnah miterlebt hat - Mihkel Kütson ist bereits der sechste Generalmusikdirektor, mit dem sie arbeitet -, in der sie Ideen umsetzen und Abläufe mitgestalten konnte. „Kiko wurde bei uns zu Hause auf dem Küchentisch geboren“, erzählt sie. Die Kinderkonzerte mit Paula Emmrich als Kiko und Dirigent Andreas Fellner seien so beliebt, dass das Theater sie sonntags gleich doppelt spielt.

Bleibt eigentlich noch Zeit für Hobbys? „Das ist schon ein Problem, wenn man sein Hobby zum Beruf macht“, sagt sie. Aber sie würde gerne lesen und auch schreiben. „Der Umgang mit dem Wort ist mir wichtig“, so Landmann.

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