Orgel-Traum wird wahr

Ute Gremmel-Geuchen ist als Organistin in Kempen in der Paters- und der Propsteikirche zu hören. Im Sommer erfüllte sich für sie ein Traum, denn sie konnte die Hauptorgel in der Nieuwe Kerk in Amsterdam spielen.

Orgel-Traum wird wahr
Foto: Kurt Lübke

Kempen. Auf dieser Orgel zu spielen, war schon immer ein Traum für sie — und in diesem Sommer erfüllte er sich für Ute Gremmel-Geuchen. Es war nichts Geringeres, als die Hauptorgel in der Nieuwe Kerk von Amsterdam, das Instrument, das bei Krönungen und Hochzeiten im Königshaus, wie derjenigen von Willem und Maxima, erklingt.

An dieser geschichtsträchtigen wie prunkvollen Orgel aus der Mitte des 17. Jahrhunderts durfte sie ein Konzert geben. Schon die Vorbereitungen dieses Konzerts waren etwas Besonderes und man kann sich mühelos in die Momente versetzen, von denen die Kempener Organisten erzählt. Wie sich die bemalten Flügeltüren vor dem Orgelprospekt öffnen und den Blick auf die Pfeifen des historischen Instruments freigeben. 48 Register können mit drei Manualen und den Pedalen an dieser Orgel zum Klingen gebracht werden.

„Diesen tollen Klang erleben zu dürfen und dort selber zu spielen,“ schwärmt sie. „Diese Erlebnisse sind sehr wichtig und sehr bereichernd.“ Ein Konzert auf einer Orgel verlangt größere Vorbereitung vom Musiker als ein Konzert auf einem Flügel. „Man hat nicht ein Programm im Gepäck wie ein Pianist, das auf jeden Flügel passt, sondern man muss es auf das jeweilige Instrument abstimmen.“ So ist es für sie reizvoll, schon am Tag vor einem Konzert anreisen zu müssen, um die Orgel kennenzulernen. „Es ist besonders erfüllend, mit diesem Instrument dann zusammen zu wachsen.“

Die Herausforderung für die Organistin ist es, ein Programm auszuwählen, das zur Disposition der Orgel passt, zur Entstehungszeit des Instruments, weil auf diese Weise das Charakteristische gut herausgestellt werden kann. Da ist sie auch mit den Möglichkeiten in Kempen sehr zufrieden, wo ihr mit den Orgeln in der Paterskirche und der Propsteikirche zwei sehr verschiedene Instrumente zur Verfügung stehen.

Die 1979 eingeweihte Albiez-Orgel in der Propsteikirche eignet sich hervorragend für romantische und jüngere Werke — auch mit dem Hang zum Sinfonischen, während die König-Orgel von 1752 in der Paterskirche prädestiniert ist, Kompositionen der Renaissance und des Barock authentisch wiederzugeben.

Die gebürtige Düsseldorferin fühlt sich durch ihre große Familie eng mit dem linken Niederrhein verwurzelt. Nach Studienjahren in Köln (Kirchenmusik), Amsterdam und Stuttgart (Orgel und Cembalo) hat sie die Liebe vor 25 Jahren nach Kempen geführt. Als dringendes Betätigungsfeld sah sie den damaligen Zustand der König-Orgel. Gemeinsam mit Karl Nagels rief sie eine Rettungsaktion ins Leben, um die Restaurierung des historischen Instruments zu finanzieren. Natürlich gab sie für diesen Zweck auch selber Benefizkonzerte.

Aus der Reihe der König-Orgel Konzerte wurde in Kooperation mit der Propsteikirche schließlich die Reihe der Kempener Orgelkonzerte, deren künstlerische Leiterin sie seit dem Jahr 2000 ist. Ein besonderer Höhepunkt der neuen Konzertsaison ist für sie „Eine Nacht mit Luther“ am 14. Oktober, bei der sie das ziemlich seltene Vergnügen hat, die Uraufführung eines Werkes zu spielen (siehe Artikel rechts).

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