Zwei Familien in Kempen-Kamperlings Nachbarschaftliche Nähe – mit Abstand

Kempen. · Zwei Familien in Kamperlings haben ein Dach über den Gartenzaun gespannt. So sind Treffen möglich.

 Weihnachtlich dekoriert ist das gemeinsame Zelt in den Gärten der Familien Schindler und Maas/Seria.

Weihnachtlich dekoriert ist das gemeinsame Zelt in den Gärten der Familien Schindler und Maas/Seria.

Foto: Norbert Prümen

Es ist schwer, in diesen Tagen in eine vorweihnachtliche Stimmung zu kommen. Die Kontakte sind eingeschränkt, es gilt, auf Distanz zu bleiben zu den Menschen, mit denen man gern zusammen sein möchte. Kommunikation und Austausch sind Mangelware. Zudem fallen die Weihnachtsmärkte als Treffpunkt aus. Es fehlt das Glas Glühwein inmitten des leuchtenden vorweihnachtlichen Rummels. Doch Corona macht auch erfinderisch – so wie bei zwei Nachbarsfamilien in Kempen-Kamperlings.

Andrea und Robert Schindler wohnen seit 24 Jahren am Pappelweg. Ihr Garten grenzt an das Grundstück von Manuela Seria und Cindy Maass, die dort seit elf Jahren leben. Die beiden Familien sind gut miteinander befreundet. Oft trifft man sich spontan zum Quatschen „über den Gartenzaun“. Ein kleiner grüner Quietsch-Frosch dient als Klingel. Wenn er betätigt wird, heißt das so viel wie: „Kommt mal raus. Wir sind da.“

Themen gibt es immer. Beide Familien sind begeisterte Fans des Roadsters Mazda MX5. Im vertrauten Kreis kann man Alltägliches Revue passieren lassen, auch mal Sorgen und Probleme zur Sprache bringen. Das galt auch unter den Bedingungen von Corona. Mit dem Zaun dazwischen, drei Metern Abstand und viel frischer Luft konnten problemlos alle Regeln eingehalten werden. Im Sommer machte dann auch das Wetter mit. Doch im Herbst wurde einerseits die Pandemielage wieder ernster, zweitens wurde es kälter und feuchter. „Wir müssen uns was überlegen, sonst ist es mit unseren Treffen vorbei“, so die Einschätzung damals. Doch wo ein Wille, da auch ein Weg. Zunächst wurde der gesamte Sitzplatz mit einem weißen Kinderpavillon überdacht, über den Zaun hinweg. Dann wurde das „Corona-Zelt“ immer weiter eingerichtet und nun auch weihnachtlich geschmückt mit Lichterketten und Leuchtschlangen. „Unser Zelt ist mit der Situation gewachsen“, sagt Manuela Seria.

Eine Tannengirlande mit roten und goldenen Glitzerkugeln wurde unter das Dach montiert. Auf der Seite der Damen wurden rote Stoffe mit Wäscheklammern aufgehängt, um gegen die Zugluft zu schützen. Laternen und Kerzen verbreiten ihr gemütliches Licht. Aus dem Lautsprecher ertönt leise „Thank God it’s Christmas“, gesungen von Freddy Mercury. Eine mobile Gasheizung, Decken und Kissen sorgen für etwas Wärme. Bitter nötig bei vier Grad Außentemperatur. Andrea und Robert Schindler sitzen derweil noch im Fleecepulli auf ihren Stühlen. „Wir sind abgehärtet“, verkünden die beiden auf der anderen Seite des Zauns.

Doch auch sie denken langsam darüber nach, etwas gegen die seitliche Zugluft zu unternehmen. Und so wird das Zelt sich wohl im Laufe des Winters noch weiter entwickeln. Derweil wärmt der erste Glühwein alle Beteiligten von innen. Dezente Weihnachtsmarktstimmung stellt sich ein. „Wir leiden alle unter der aktuellen Situation, wir haben das Beste draus gemacht“, so das Fazit von Manuela Seria.

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