Kempen: Erziehung - Jugend braucht Grenzen

Die Ausschreitungen im Park sind im Rathaus angekommen. Sozialarbeiterin Brüggemann beschreibt die Zustände an der Hauptschule.

Kempen. In den letzten Monaten sind Jugendliche über die Stränge geschlagen. Besonders im East-Cambridgeshire-Park kam es zu Irritationen- bis hin zum Abfackeln eines Containers (die WZ berichtete mehrfach).

Dieses Thema kam nun im Rathaus aufs Tapet. Im Jugendhilfeausschuss stellten die Grünen einen Antrag, der auf das Freizeitverhalten des Nachwuchses zielte.

Die Stadtverwaltung soll laut Grüne ein Konzept erarbeiten, um die Vitalität der jungen Erwachsenen in geordnete Bahnen zu kanalisieren. Dabei soll Wert auf Schulsozialarbeit, offene Jugendarbeit und ASD (Allgemeiner Sozialer Dienst) gelegt werden.

Wilfried Bogedain (CDU) umriss das Aufgabengebiet der kommunalen Ordnungshüter: "Es geht nicht darum, Jugendliche zu verscheuchen. Die schwarzen Sheriffs sollen sich aller Kempener annehmen, Rüpel gibt es in allen Altersklassen."

Ein zweiter Antrag der Grünen wurde abgelehnt. In Kempen solle ein Familienpass eingeführt werden, der einkommensschwachen Familen vergünstigte Eintrittspreise bei Kultur- und Freizeitveranstaltungen ermöglicht.

Die Verwaltung verwies auf die vorhandenen Kultur- und Freizeitpässe sowie die Preisgestaltung, die Familien entgegenkomme. Jeyaratnam Caniceus (Grüne) sagte: "Geld für schicke Straßenlaternen ist da, aber keins für Familien."

Auf Antrag der SPD beschrieb Barbara Brüggemann ihren Job als Schulsozialarbeiterin an der Martin-Schule. "Auffällig ist, dass die Kinder heutzutage fast nur noch konsumieren", sagte Brüggemann.

Das Erleben in der freien Natur sei in den Hintergrund gerückt. Ferner: Durch den von den Eltern kaum kontrollierten Konsum gewaltverherrlichender Filme und Computerspiele nehme die Gewaltbereitschaft bereits unter Kindern zu. Die Respektlosigkeit sei gestiegen, Grenzen würden überschritten. "Kinder sind heutzutage erschreckend viel alleine."

Insgesamt- so Brüggemanns Einschätzung- benötigten fast 80 Prozent der Schüler an der Martin-Schule Hilfe. Größtes Problem: Internet-Mobbing. Hinzu komme eine Verunsicherung der Eltern, die häufig Gesprächstermine kommentarlos platzen ließen.

Brüggemanns Team begegne diesen Problemen mit Einzelgesprächen, Gruppenangeboten und speziellen Unterrichtsstunden, in denen Sozialverhalten gelehrt wird. Einige Klassen kommen zum Teambuilding: Schüler der Jahrgangsstufe 7 machen jährlich einen Ausflug in den Kletterpark, um Gemeinschaftsgefühl zu stärken.

Barbara Brüggemann: "Kinder brauchen Anerkennung, Ziele, Freude, Lob - und vor allem Grenzen."

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