Kaldenkirchener brauen eigenes Bier

In der Küche von Marcel Fritz entstehen mehrere Sorten des „Seenstädter Bieres“. Sein Freund André Dückers hilft ihm beim Brauen.

Kaldenkirchener brauen eigenes Bier
Foto: Knappe

Kaldenkirchen. Wenn der Kaldenkirchener Marcel Fritz (40) heute Abend Lust auf ein leckeres Bier hat, dann kann er zu seiner eigenen Biersorte greifen. Seit sieben Jahren produziert der Krankenpfleger gemeinsam mit seinem langjährigen Freund André Dückers (47) Biere unter der Marke „Seenstädter“.

„Das ist Bier, das uns beiden schmeckt. Unser Vorbild sind die Trappistenbiere aus Belgien“, sagt Marcel Fritz. Die beiden Hobbybrauer tüfteln oft an neuen Rezepturen für gelungenen Gerstensaft. Ohne Misserfolge geht das nicht. „Manchmal weiß man beim Blick ins Sudprotokoll sofort, was der Fehler war. In anderen Fällen erfährt man es nie“, sagt der Hobbybrauer Fritz.

Marcel Fritz, „Braumeister“

Was zu berücksichtigen ist: Morgens ein Bier brauen, abends direkt trinken — das funktioniert nicht. „Fürs Brauen braucht man Geduld“, weiß Marcel Fritz, Vater von zwei Söhnen. „Das funktioniert nur, wenn meine Frau mir den Rücken freihält und die Kinder auf dem Spielplatz sind.“

Auf dem Herd von Marcel Fritz steht ein großer Plastikbehälter, in dem die Flüssigkeit gärt, die bald als Bier den Gaumen erfreuen soll. Denn obwohl für Bier die Zutaten Malz, Hopfen, Hefe und Wasser genügen, gibt es zahlreiche Varianten: hell oder dunkel, ober- oder untergärig und mit unterschiedlich hohem Gehalt an Alkohol.

Der Herstellungsprozess ist bei allen Sorten ähnlich. Zunächst wird aus Gerste Malz hergestellt. Dazu werden die Gerstenkörner mit Wasser versetzt und erhitzt. So können Enzyme und Zucker entstehen. Dieser so genannten Maische wird weiteres Wasser zugegeben. „Die Eigenschaften des Wassers - hart oder weich — prägen den Geschmack des Bieres“, sagt Fritz. Diese Mischung wird allmählich erhitzt, pro Stunde um ein Grad auf rund 65 Grad (Rast).

Nach dem Abkühlen kommt Hefe dazu. Um dafür den richtigen Zeitpunkt zu finden, macht der Brauer die Jodprobe: Sie zeigt an, ob genug Zucker vorhanden ist. Beim Gärprozess wird das Gemisch erhitzt, Hopfen wird zugegeben. Nun wird der Zucker durch die Hefe in Alkohol umgewandelt. Je nach Hefe entstehen ober- oder untergärige Biere. Die Gärung dauert mindestens acht Tage. Doch dieses Jungbier ist laut Marcel Fritz noch nicht fertig: Es muss nochmals bis zu sieben Wochen lagern.

Die Bierproduktion in kleinen Mengen findet immer noch in der heimischen Küche oder im Keller statt — auch wenn die Flaschenabfüllung längst eine Brauerei in Rheinland-Pfalz übernommen hat. Beliefert werden Kneipen und Getränkehändler in der Umgebung. „Wir suchten jemanden, der unsere Rezeptur umsetzt und bei dem wir nicht mindestens die Menge eines Tanklastzugs abnehmen mussten“, erzählt Fritz.

Am liebsten stehen die beiden Hobbybrauer auf Märkten und Festen wie dem Herbstmarkt in Dülken oder oder dem Frühlingsfest Kaldenkirchen. „Das macht uns Spaß; es erinnert uns an unsere frühere Zeit als Festivalorganisatoren“, sagt der 40-Jährige.

Einmal im Jahr wird mit Gastwirten und Geschäftsleuten auch das Nachtschwärmer-Kneipenfestival in Kaldenkirchen organisiert. Dann gibt’s natürlich auch Nettetals Bier, das „Seenstädter“.

Und wenn Marcel Fritz heute Abend Lust auf ein Bier hat? Dann nimmt er ein Helles oder Dunkles von seiner „Brauerei“, öffnet die Flasche und schließt nach dem ersten Schluck kurz die Augen — und weiß, dass er ein „Bier von hier“ trinkt.

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