Wülfrath: Häuser wurden per Los verteilt

Wohnen: 25 Eigenheime bildeten den Kern der Siedlung Zur Krakau. Gebaut wurden sie ursprünglich für heimatvertriebene Landwirte.

Wülfrath. Mitten auf dem Wendehammer parkt ein Auto. Einige junge Leute stehen davor und unterhalten sich in aller Seelenruhe mit dem etwa gleichaltrigen Fahrer. Hier in Flandersbach herrscht zu dieser Nachmittagsstunde kaum Verkehr, ab und zu sieht man mal einen Trecker über die umliegenden Felder rattern.

Der Bezug zur Landwirtschaft ist auch in der Geschichte der Siedlung Zur Krakau allgegenwärtig - sie entstand als sogenannte Nebenerwerbssiedlung für Heimatvertriebene. "Viele der Siedler kamen aus Schlesien und hatten dort einen Hof oder sogar große Güter", sagt Wilfried Fritsche(67), der schon seit der Gründung der Siedlung 1969 hier lebt.

Auf den 800 bis 1200 Quadratmeter großen Grundstücken gab genug Raum, um Kartoffeln, Bohnen und anderes Gemüse anzubauen und außerdem Hühner, Kaninchen oder sogar ein Schwein zu halten. Auch Günter Maiwald hat ursprünglich Landwirt gelernt. Bis heute verbringt der 81-Jährige seine Zeit am liebsten im Garten in der Wohnsiedlung. "Wir haben immer noch Hühner und Kaninchen", sagt er, und seine Frau Gisela ergänzt: "Weihnachten gibt es daher immer unseren eigenen Braten."

Wilfried Fritsche hat seinen Garten hingegen umgestaltet. Statt großer Gemüsebeete zieren vor allem Blumen sein Grundstück. "Den Nebenerwerbsraum haben die meisten auch irgendwann in eine Garage umgebaut", erzählt er schmunzelnd.

25 Häuser gibt es in der Siedlung, am Anfang wurde sie unter den Interessenten verlost. "Meine Mutter hat damals die Nummer zwei gezogen", erinnert sich Fritsche: "Wir durften uns daher als zweite Familie unser Haus aussuchen." Andere tauschten nach der Verlosung noch, die Fritsches jedoch waren von Anfang an zufrieden. Sie blieben in ihrem Haus - bis heute.

Auch in anderen Häusern leben noch viele der ursprünglichen Familien, inzwischen jedoch häufig schon in der zweiten oder dritten Generation. Die fünf Haustypen, die in der Siedlung gebaut wurden, sind von außen noch zu erkennen, "aber von innen sehen die Häuser durch viele Umbauten inzwischen sehr verschieden aus", sagt Günter Maiwald.

Was heute häufig von Handwerkern gemacht wird, haben die Siedler damals noch selbst erledigt. "Der Rohbau und eine Wohnung waren innerhalb der Häuser fertig, den Rest mussten wir selber ausbauen", sagt Wilfried Fritsche. Man half sich - beim Umbau oder anderen Problemen des Alltags.

Weitere Häuser kamen in späteren Jahren um den Kern der alten Siedlung dazu, doch noch immer lebt die Gemeinschaft vom Zusammenhalt und feiert ihn auf regelmäßigen Siedlungsfesten. Man kennt sich mit Namen und bleibt auf ein Schwätzchen stehen, wenn man sich auf der Straße begegnet - auch mal mit dem Auto. "Es ist ein sehr ruhiges Wohnen", sagt Wilfried Fritsche, lehnt sich zurück und genießt die Sonne.

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