Messdiener mit Hüftschwung und schwarze Männer in der Bütt

Ob Fußball-WM oder Personalwechsel bei den Franziskanern: Beim Pfarrkarneval werden die Themen des Jahres jeck verarbeitet.

Neviges. Auf seinem langen Weg als Missionar hatte Bruder Marcio bisher viele Aufgaben zu erfüllen. In Neviges lebte der Franziskanermönch vier Jahre lang und konnte sich im November nur schwer von Menschen und Stadt trennen, um in Rheda-Wiedenbrück neue Aufgaben in der Jugendarbeit zu übernehmen. Samstag kam er zurück und hatte nur eine Mission: Nevigeser Frohsinn. „Diese Feier konnte ich einfach nicht verpassen.“

Beim Pfarrkarneval genossen Mönche und Pfarrer zusammen mit Engeln und Teufeln Narrenfreiheit im Saal des Pfarrheims „Glocke“. Dort wurde getanzt, gebützt und von Herzen gelacht. Bevor der Aschermittwoch Katholiken zum Verzicht mahnt, feierte die Nevigeser Gemeinde „Maria, Königin des Friedens“ ausgelassen die fünfte Jahreszeit. Rund 130 Gemeindemitglieder („zwar nicht ganz so viele wie im Jahr zuvor, aber immerhin“, wie Organisator Franz-Joseph Illemann feststellte) holten „de Kölsche Karneval“ nach Neviges. Auch wenn die Fastenzeit für manchen keinen besonders hohen Stellenwert mehr einnimmt — auf Aschermittwoch feierten die Gemeindemitglieder fröhlich hin.

„Wir Katholiken sind bestimmt deshalb so karnevalsvernarrt, weil wir die Geselligkeit schätzen“, sagte Matthias (22) und ergänzte schnell: „Oder weil die Fastenzeit naht . . .“ Bruder Marcio weiß das genauer und klärte auf: „Karneval kommt von dem lateinischen Wort ‚carne levare’, was so viel bedeutet wie ‚Fleisch wegnehmen’.“ Der Franziskaner verzichtet dann 40 Tage lang auf die „kleinen schönen Dinge des Alltags“, wie er erklärt. „Alkohol, Fleisch und Schokolade — das lasse ich von Aschermittwoch bis Ostern weg.“ Auch Marianne Illemann wird nach den jecken Tagen dem einen oder anderen Leckerbissen entsagen: „Außer an Sonntagen — die sind bei uns jedes Mal ein kleines Osterfest.“

Samstagabend aber genoss die Gemeinde beim Pfarrkarneval erst mal Kartoffelsalat, Bier und Würstchen, lachte über den beliebten Drösel und seine Frau (gespielt von Bettina und Jürgen Wertmann), jubelte der Kindertanzgruppe KAB-Cats zu und amüsierte sich über das charmante Männerballett. Die „Schwarzen Männer“ (Männergesangsgruppe der Pfarrgemeinde) ließen wieder einmal ein aufregendes Kirchenjahr mitsamt Personalwechsel auf ihre Art Revue passieren: „Pater, Pater du musst wandern — von dem einen Ort zum andern!“

Die Messdiener bewiesen, dass sie nicht nur am Altar eine gute Figur machen, und brachten mit „Whaka, Whaka“ WM-Feeling auf die Bühne. Da gab auch Joschua (24), ein evangelischer Gast, zu: „Die Katholiken — die können feiern.“

Bruder Marcio lehnte sich derweil zurück und genoss die Fröhlichkeit der bunten, altersgemischten Festgesellschaft: „Als Seelsorger höre ich manche traurige Geschichte und weiß um viele Schicksale. Heute bin ich hier, um die Freude zu spüren.“

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