Marmelade kochen wie Oma

Wilhelm-Ophüls-Schule: Das Projekt „Alt trifft Jung“ bekam beim WZ-Schulpreis den dritten Platz. Die Idee: Schüler lernen etwas von Senioren.

Langenberg. „Mit Omas und Opas kann man zwar nicht mehr so viel rennen, aber man kann viel von ihnen lernen“, sagt Michèlle (9) wissend und fügt hinzu: „Und die lernen von uns.“

Marmelade kochen, sticken, Papier selbst herstellen und Pfannkuchen backen: Die dritten Klassen der Wilhelm-Ophüls-Schule verbrachten im Januar und Februar tolle Tage mit acht Senioren. Michèlle fand dabei heraus, dass „Omas und Opas richtig witzig“ sein können. Mit dem Projekt „Alt trifft Jung — Dialog der Generationen“ baute die Grundschule eine wichtige Brücke und bekam beim WZ-Schulpreis für ihre generationenübergreifende Leistung den dritten Platz verliehen. Der erste Kontakt zu Senioren entstand 2006 zum Elisabeth-Stift. Lehrerin Gisela Piecha erinnert sich: „Die Kinder konnten mit den alten Leuten gar nichts anfangen, sie bewegten sich zu wenig, waren ihnen zu statisch. Als wir das sahen, wussten wir, dass wir handeln müssen.“

Während die dritten Schuljahre nun beim Marmeladekochen und Sticken aktiv werden, dürfen Kinder des ersten Schuljahres ihre eigenen Großeltern mit in die Klasse bringen. Schüler des zweiten Jahrgangs besuchen das Elisabeth-Stift. Im vierten Schuljahr werden Großeltern als Zeitzeugen eingeladen, über ihre eigene Schulzeit zu berichten. „Das Projekt ,Alt trifft Jung‘ ist nun fest in das Schulprogramm aufgenommen worden und für alle Schuljahre verpflichtend“, sagt Lehrerin Ulrike Becker. Im Vorhinein sprechen die Klassenlehrerinnen mit ihren Schülern über das Älterwerden. Über Gemeinsamkeiten und über Unterschiede — und wie diese trotz allem zu einander führen können.

Zehra (9) verbringt viel Zeit mit ihrer Oma: „Sie kann nicht mehr so gut laufen, deshalb helfe ich ihr bei der Hausarbeit. Dafür zeigt sie mir, wie man stickt und ich ihr, wie man häkelt.“ Kevins Großeltern sind schon tot, wie er erzählt. Für den Zehnjährigen waren die Tage mit den Senioren deshalb eine besondere Erfahrung: „Wir haben Papier hergestellt. Erst haben wir Zeitungen klein gerissen und dann im Wasser gesiebt. Das hat riesig Spaß gemacht!“ Michèlle versucht, sich in die Senioren hinein zu versetzen. Beim Weihnachtssingen im Altersheim fiel ihr die Rührung der älteren Menschen auf: „Manche haben richtig Tränen in den Augen gehabt. Wahrscheinlich, weil ihre Enkel sie nicht mehr so oft besuchen kommen. Oder weil sie sich an die Zeit erinnern, als sie so klein waren wie wir.“

Schüler und Lehrer sind zu Recht stolz auf den dritten Platz: „Weil wir es ganz alleine gestemmt haben. Ohne Hilfe. Und weil es inzwischen zu einer richtig tollen Sache gewachsen ist“, sagt Gisela Piecha. Im Sommer soll es weitergehen. Dann hofft die Wilhelm-Ophüls-Schule auf noch mehr aktive Senioren. Ulrike Becker: „Für einige waren die Gruppen zu groß, wie sie uns hinterher berichteten. Wenn sich noch mehr alte Menschen zu uns trauen, wäre das für sie und für die Kinder toll!“

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