Geschichte: Erholungsoase für die Arbeiter

100 Jahre Herminghauspark spiegelt das neue Buch von Friedhelm Kopshoff wider. Neben der Vergangenheit wird auch das Heute ausgiebig gewürdigt.

Velbert. Sie streichelt über den Deckel und hält das Buch dann fest. Jutta Scheidsteger lächelt zufrieden. „Es ist schnuckelig, aber eben auch sehr wertig“, sagt sie. Es ist ein Stück Lokalgeschichte, das sie in den Händen hält. „100 Jahre Herminghauspark — Kleinod in Velberts Grüngürtel“ heißt das jüngste Werk der Verlegerin, das sie mit Autor Friedhelm Kopshoff in der Lehrwerkstatt des Parks vorstellt.

Das Buch ist mehr als nur ein weiterer historischer Bildband. „Uns gefällt der generationsgenetische Ansatz“, sagt Werner Fischer-Feldsee, Vorsitzender des Bergischen Geschichtsvereins, und fügt erklärend hinzu: „Das Heute ist der Impuls, zurückzuschauen.“ Denn in der Tat spielt der Herminghauspark im Jahr 2011 eine große Rolle in Kopshoffs Buch. Der Wasserspielplatz, der Kükelhaus-Rundweg und das neue Tiergehege mit dem Streichelzoo — die Errungenschaften der Gegenwart werden betont.

Dem stellt Kopshoff bildlich und textlich die Anfänge und die Vergangenheit des Parks gegenüber. „Das Buch spiegelt die Zeit und die Sozialgeschichte eines bewegten Jahrhunderts wider“, meint daher Jutta Scheidsteger. Und Kopshoff sucht nach möglichen Motiven, warum einst der Unternehmer Emil Herminghaus den finanziellen Grundstock für den Park spendete. Der Park, so Kopshoff, sei in seinen Anfängen die Erholungsoase hart arbeitender Velberter gewesen. „Vielleicht wollte er, als er sich im feinen Düsseldorfer Zooviertel zurückgezogen hatte, speziell etwas für die arbeitende Bevölkerung tun“, mutmaßt der Autor.

Im Pressegespräch betont Kopshoff, dass „es ein Bedürfnis war, über den Park zu schreiben“. Seine persönlichen Erinnerungen an ihn reichen bis in seine jüngste Kindheit zurück. Schon Oma Lotta habe ihn als Kleinkind im modernen Kinderwagen im Park ausgefahren — im Buch durch ein Foto dokumentiert.

Die Ursprünge des Herminghausparks arbeitet Kopshoff recht akribisch auf. Der Mohnser Busch sei schon vor 125 Jahren Keimzelle des späteren Parks gewesen. Als „Geburtsstunde“ des Parks wird der 7. Dezember 1912 gehandelt. Da hatten die Stadtverordneten die 30 000-Mark- Spende Herminghaus’ für einen öffentlichen Park angenommen. Der Name Herminghauspark wurde beschlossen.

Aus Sicht Werner Fischer-Feldsees liefert das Buch eine gute Identifikationsmöglichkeit. „Es hat einfach eine gute Qualität. Da kann man die Macher nur loben.“ Er schätze den Transfer von Vergangenheit zur Gegenwart, wie im Buch dokumentiert. Fischer-Feldsee: „Dafür gibt es weitere gute Beispiele in Velbert — wie den Panoramaradweg.“ Er begrüße auch die Idee, das Schloss- und Beschlägemuseum in der Villa Herminghaus unterzubringen. „Historisches lebt in der Gegenwart weiter.“

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