Närrische Gäste aus Corby: Für ihr Amt springen die Queen sogar mit dem Fallschirm ab

Anstatt Kamelle zu bekommen, werden in der Partnerstadt Corby die Besucher der Karnevalsveranstaltungen um Spenden gebeten. Und auch sonst läuft einiges anders.

Velbert. Wenn übermorgen die Rosenmontagszüge durch Velbert ziehen, grüßt Babett I. nicht als einziges gekröntes Haupt vom Wagen: Seit Donnerstag sind, wie schon seit einigen Jahren Tradition, auch die Regentinnen des Corby Carnival aus der englischen Partnerstadt zu Gast und jubeln den Jecken zu.

Der Anblick von Queen Sophia, Junior Queen Sophie und dem Hofstaat in schulterfreien Kleidern lässt schon erahnen, dass die englische Karnevalssaison zu offensichtlich anderen Jahreszeiten stattfindet. Tatsächlich unterscheidet sich der Karneval auf der Insel grundlegend von den närrischen Gepflogenheiten in Deutschland.

Das beginnt in Corby schon bei der Bestellung des Hofstaates, für den sich die Damen bis Anfang Dezember beim Carnival Committee bewerben, erläutert Terri Meechan, als Hofdame das englische Pendant zu Babetts Hofmarschall Detlev Broel. Eine fünfköpfige Jury aus Persönlichkeiten der Stadt wählte schließlich aus den über 15 Jahre alten Anwärterinnen Sophia Madden(16) zur Karnevalskönigin sowie Amanda Sinclair (17) und Cassie Reilly (16) zu deren Prinzessinnen. Aus den elf- bis 14-jährigen Mädchen wurden die Junior Queen Sophie Redman-Baber (14) und deren Gefolge, Emma Hamilton und Kimberley Webster (beide 13), ermittelt.

Dieser Hofstaat besucht seit der Inthronisation am 5.März nicht nur viele der bis zum Herbst im ganzen Land stattfindenden Carnivals, sondern auch Festivals, Konzerte und Sportveranstaltungen: "Wir sammeln dabei Geld für wohltätige Zwecke", erklärtQueen Sophia. In diesem Jahr für "Help for Heroes", ein Projekt, das in Afghanistan verwundete Soldaten und deren Familien unterstützt. "Einige tausend Pfund kommen jedes Jahr zusammen", ergänzt Meechan. Schlusspunkt der Session ist im März ein Fallschirmsprung aus 4300 Metern Höhe, den Sophia, Amanda und Cassie zu Wohltätigkeitszwecken absolvieren. Die Junior Queen und ihr Gefolge haben dagegen weniger aufregende Aktionen wie einen Sponsorenlauf gestartet.

Ein weiterer Unterschied der Karnevalssitten: "Den Sitzungskarneval gibt es in England nicht", berichtet Prinzessin Babett, die im vergangenen Jahr als Dolmetscherin der Velberter Delegation fungierte. Höhepunkt ist in Corby die große Parade, und zwar Anfang Juli: "Wir leiden unter der Kälte, Ihr leidet unter der Hitze", so Meechan schmunzelnd, denn so wenig wintertauglich die festlichen Kleider ihrer Schützlinge ist, so sehr schwitzen die Velberter Karnevalisten, die an der Parade in Corby teilnehmen, jedes Mal in ihrer Dienstkleidung. "Im Gegensatz zu hier verkleiden sich die Besucher unserer Parade nicht", fährt Princess Emma fort, und statt Süßigkeiten zu werfen, ziehen Mitglieder des Karnevalskomitees mit Spendensammeldosen durch die Menge.

Für Amanda, die bereits 2008 als Prinzessin in Velbert war, ist indessen der Rosenmontagszug der Höhepunkt der Saison: "Hier ist Karneval völlig anders, einfach ein Riesenspaß", so die 17-Jährige, die sich schon auf das Werfen der Klümpkes freut.

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