Abbiege-Assistenz für städtische Lkw Damit das Lkw-Abbiegen sicherer wird

Ratingen · Die Stadt Ratingen testet Systeme für schwere Lastwagen. Auch die Feuerwehr soll diese bekommen.

 Disponent Sven Kastner hat auf dem rechten Monitor Stefan Elias genau im Blick — auch im toten Winkel.

Disponent Sven Kastner hat auf dem rechten Monitor Stefan Elias genau im Blick — auch im toten Winkel.

Foto: Blazy, Achim (abz)

. Etliche Lastwagen der Stadt, darunter Fahrzeuge der Feuerwehr, werden mit sogenannten Abbiegeassistenzsystem (ASS) ausgerüstet. Damit sollen Unfälle beim Abbiegen mit Fußgängern und Radler verhindert werden. Zunächst werden in einer Testphase, die städtischen Lkw ab einem zulässigen Gesamtgewicht von 7,5 Tonnen mit dem ASS ausgerüstet. Kosten: rund 167 000 Euro. Der Rat hatte im Oktober das Verfahren in Gang gebracht, nun hat die Verwaltung einen konkreten Weg aufgezeigt. Insbesondere die städtischen Entsorgungs- und Baustellenfahrzeuge sollen mit diesem Warnsystem zur Vermeidung von Abbiegeunfällen ausgerüstet werden. Im täglichen Straßenverkehr würden Fußgänger und Radfahrer von abbiegenden Fahrzeugen insbesondere von Lkw gefährdet, die die Stadt. Hierbei sei es häufig zu tragischen Unfällen gekommen, bei denen Personen schwer verletzt wurden und auch an den Unfallfolgen verstorben sind. „Abbiegeassistenzsysteme können erheblich zur Verbesserung der Verkehrssicherheit beitragen: „Nach Einschätzung des ADFC und der Unfallforschung der Versicherer können rund 60 Prozent der schweren Unfälle durch elektronische ASS verhindert werden. Es kann nicht davon ausgegangen werden, dass ein solches System Unfälle definitiv ausschließt, da letztendlich das Verhalten der Verkehrsteilnehmer, sowohl des Lkw-Fahrers als auch des ungeschützten Verkehrsteilnehmers, davon abhängt, ob ein Unfall vermieden wird. Das ASS kann nur unterstützend für den Lkw-Fahrer einwirken.“

Derzeit stünden auf dem Markt drei unterschiedliche ASS zur Verfügung: Kamerabasierende Systeme erfassen den Totwinkelbereich an der rechten Seite des LKW mit einer Weitwinkelkamera, die vorne rechts am Fahrzeug montiert wird. Der Tote Winkel wird auf einem Display im Fahrzeug gezeigt. Dazu wird der Bereich rechts vor dem Fahrerhaus bis etwa zwei Meter hinter der Vorderachse durch Sensoren erfasst. Wird ein Hindernis erkannt, erfolgt ein akustisches und ein visuelles Signal auf einem Display.

Der Bereich neben dem Lkw wird durch Radar-Systeme überwacht

Radarbasierende Systeme überwachen den Bereich rechts neben dem Lkw permanent und erkennen durch Sensoren bewegliche Objekte. Der Fahrer erhält ein optisches Signal, bei möglicher Kollision springt das Signal auf rot und dazu ertönt ein zusätzlicher Warnton. Softwarebasierende Systeme: Softwarebasierende Systeme überwachen den kritischen Bereichdurch eine Kamera in Echtzeit und erkennen Gefahren im Toten Winkel des Fahrzeugs. Die Systeme unterscheiden zwischen beweglichen Objekten zum Beispiel Fahrradfahrer und Fußgänger und statischen Objekten zum Beispiel Ampelmasten und parkenden Fahrzeugen. Der Alarm für den Fahrer wird hier nur dann ausgelöst, wenn sich bewegende Objekte im Gefahrenbereich befinden. Die Systeme warnen in zwei Stufen. Befindet sich etwa ein Radfahrer im Gefahrenbereich, erfolgt zunächst ein optisches Signal. Leitet der Fahrer dann trotzdem den Abbiegevorgang ein durch setzen des Blinkers oder Lenkeinschlag, erfolgt ein akustischer Alarm. Die Systeme können bei Neufahrzeugen und im Wege der Nachrüstung eingebaut werden.

Die Verwaltung hat sich auf der IAA im Jahr 2018 über ASS mit dem Ziel informiert, zunächst verschiedene Systeme zu testen und hiernach LKW ab 7,5 Tonnen der Feuerwehr und des Amtes Kommunale Dienste mit einem ASS auszurüsten, ausgenommen hiervon sind die kleinen Abfallsammelfahrzeuge, die zwar ein Gewicht über 7,5 t, aber Ausmaße eines Lieferwagens haben. Insgesamt sollen 54 Lkw über 7,5 t mit einem ASS ausgerüstet werden, hiervon entfallen auf die Feuerwehr 32 und auf das Amt Kommunale Dienste 22 Lkw. Die Verwaltung testet derzeit einige Systeme, die in der Anlage NÖ 1 dargestellt sind und in vorhandene LKW eingebaut werden können.

Auf Fördergelder wird man in Rtaingen wohl vergeblich warten: Die Mittel, mit denen das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) Einbau und Nachrüstung von Abbiegeassistenten fördert, sind für 2019 bereits erschöpft. Das Programm (AAS) startete jedoch erst in der vergangenen Woche, am 21. Januar 2019.

Verkehrssicherheitsrat will schnell weitere Lkw nachrüsten

„Für die Sicherheit von Radfahrern und Fußgängern ist die große Nachfrage nach den Fördermitteln eine tolle Neuigkeit“, sagt Christian Kellner, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Verkehrssicherheitsrats (DVR). Um sie weiter zu erhöhen sei es notwendig, schnell zusätzliche Fördermittel freizugeben und damit 2019 die Nachrüstung von noch mehr Fahrzeugen zu fördern. „Ziel muss es sein, so viele Lkw, Busse und Nutzfahrzeuge wie möglich mit Abbiegeassistenzsystemen auszurüsten“. Je höher die Durchdringung mit Abbiegeassistenten, desto sicherer seien der Rad- und Fußverkehr, so Kellner.

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